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Leseprobe CONNEXI 2020-3 Infektiologie

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fachmagazin infektiologie, hiv, aids, hepatitis, corona, covid-19

INTERAKTIONEN IN DER

INTERAKTIONEN IN DER HIV-THERAPIE Welche sind heute noch aktuell? Leonie Meemken, Hamburg © SShutterstock/kaprik CONFERENCES Bei der Behandlung von HIV-Patient*innen ist nach wie vor auf Interaktionen zwischen verschiedenen Arzneimitteln zu achten. Insbesondere die unkontrollierte gleichzeitige Einnahme von verordneten und frei verkäuflichen Medikamenten hat oft Toxizität bzw. Wirkungsverlust zur Folge. In der antiretroviralen Therapie sind zudem noch immer Booster-Regime im Einsatz, womit auch noch die klassischen Interaktionen mit Cobicistat und Ritonavir präsent sind. Es ist deshalb weiterhin auf die Auswahl der Begleitmedikamente zu achten. Der Fokus sollte jedoch heutzutage bei der Aufklärung der Patienten über das Interaktionspotenzial zwischen Integrasehemmern und Mineralien liegen. In der HIV-Therapie hat sich durch den Einzug der Integrasehemmer und des neuen NNRTI Doravirin das Interaktionspotenzial der antiretroviralen Medikamente verändert. Es ist einfacher geworden. Denn bisher erhöhten die Booster-Regime die Spiegel vieler Begleitmedikamente. Im Gegensatz dazu senken die NNRTIs Efavirenz und Nevirapin die Spiegel. Dementsprechend wurden Dosierungen der Begleitmedikation angepasst bzw. nach Alternativen gesucht. Glucocorticoide, Quetiapin, Thrombozytenaggregationshemmer, Alpha-Blocker, Antikoagulantien, Sedativa, Kalzium-Kanal 38

Blocker und Lipidsenker standen im Fokus von klinisch relevanten Interaktionen. Pharmakodynamisch ist bei Rilpivirin auf Begleitmedikamente mit QT-Zeit-verlängernden Eigenschaften geachtet worden [3−9]. Jetzt sind wir in der glücklichen Lage, dass diese Art der Wechselwirkungen mit den neuen Single Tablet Regimen (STR) größtenteils wegfällt. Doch ohne Berücksichtigung des Interaktionspotenzials der neuen Substanzen kann auch hiermit eine antiretrovirale Therapie erfolglos sein. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) zählen immer noch zu den häufigsten Ursachen für gesundheitliche Beschwerden und können so stark ausgeprägt sein, dass Betroffene in der Notaufnahme aufgenommen werden müssen. Im Folgenden werden die klinisch relevanten Interaktionen diskutiert, die heutzutage in der Praxis beachtet werden sollten. Interaktionspotenzial unter neuen STR Leonie Meemken lme@inxfo.de Während bei den NRTI eher die pharmakodynamischen Interaktionen aufgrund der mitochondrialen Toxizität einiger NRTI oder des nephrotoxischen Potenzials von Tenofovirdisoproxil (TDF-DF) im Fokus standen, sind für Tenofoviralafenamid (TAF) auch einige pharmakokinetische Interaktionen über das P-Glycoprotein (P-gp) zu beachten. TAF ist u. a. ein Substrat des Membrantransporters P-Glykoprotein, das von Medikamenten, die einen starken Einfluss auf das P-gp ausüben, in seiner Resorption beeinflusst werden kann [10, 11]. Bei den neu zugelassenen Single Tablet Regimen, die als Kombinationspräparate neu zur Verfügung stehen, handelt es sich um • Bictegravir/Tenofoviralafenamid/Emtricitabin (BIC/TAF/FTC) • Doravirin/Tenofovirdisoproxil/Emtricitabin (DOR/TDF/FTC) • Dolutegravir/Lamivudin (DTG/3TC) NRTI Tenofoviralafenamid (TAF) Die daraus resultierenden Interaktionen bedingen zwei Dosierungen von TAF in Kombination mit verschiedenen Medikamentenklassen. Während TAF in Verbindung mit den Integrasehemmern Dolutegravir und Bictegravir, aber auch mit Rilpivirin und Efavirenz in einer Dosis von 25 mg kombiniert wird, erfordern P-Glykoprotein-Inhibitoren, die den TAF-Abbau hemmen (z. B. Ritonavir und Cobicistat sowie die Azol-Antimykotika Itraconazol, Ketokonazol) eine Reduktion der TAF Dosis auf 10 mg [10, 11]. Die folgenden Induktoren diverser Enzyme und Membrantransporter wie z. B. Johanniskraut, die alten Antiepileptika Carbamazepin, Oxcarbazepin und Phenytoin können die TAF-Spiegel senken und sind deshalb für alle STR kontraindiziert [10, 11]. Rifampicin und Rifabutin sind laut Fachinformation bisher mit TAF auch kontraindiziert, CONFERENCES 39

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