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Leseprobe CONNEXI-2021-02 AIDS COVID-19 Infektiologie

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Magazin über Gesundheit, Medizin, Therapien

SEXUELLE GESUNDHEIT UND

SEXUELLE GESUNDHEIT UND DIE MORAL CONFERENCES tig genau zu benennen, wer gemeint ist: welche Geschlechtsidentität angesprochen wird. Und dass genitale Vielfalt und gelebte Sexpraktiken berücksichtigt werden. In der Benennung MSM und Transgender ist häufig Analsex gemeint. Dann dies bitte auch so benennen, denn es gilt, verschiedene Einnahmeschemata für verschiedene Schleimhäute zu berücksichtigen. PrEP ist keine Schwangerschaftsverhütung. Das erscheint simpel und logisch. In der Beratung von Trans-MSM, bspw. Transmännern, die Hormone nehmen und Körperteile haben, die zu einer Schwangerschaft führen könnten, benötigen sie diese Infos in der PrEP Beratung. Wenn wir − und mir wäre das wichtig – Transund nicht-binäre Menschen in Kampagnen ansprechen wollen, müssen sie dort auch repräsentiert sein: Als lustvolle, begehrenswerte, sexpositive Menschen dargestellt werden. Viele Fragen offen Lassen Sie mich noch ein Thema ansprechen, das mir persönlich sehr wichtig ist. AIDS hat das Leben vieler schwuler Männer meiner Generation stark geprägt. Sex, ohne dabei an HIV-Prävention zu denken, war unmöglich. Oder wie es ein Klient einmal ausdrückte: „Seit ich PrEP nehme, denke ich beim Sex zum ersten Mal nicht an den Tod“. Für viele ist die Qualität Ihres Sexlebens mit der PrEP deutlich besser geworden, und viele können sich ein „Zurück zum Kondom“ nicht oder nur sehr schwer vorstellen! Was machen wir aber mit Menschen, die die PrEP absetzen müssen, weil z. B. der Nierenwert zu hoch ist? Ich lese ganz oft in Foren regelrechte Hilferufe von Usern, denen ihre Ärzt*innen empfohlen haben, auf PrEP zu verzichten, wie dramatisch sie dies empfinden. Und nein, „nehmt doch einfach wieder Kondome“ kann nicht die Lösung sein. Eine Studie des RKI [1] hat festgestellt, dass 18,7 % der ehemaligen PrEP-User Forderungen der PrEP-Community Wir brauchen: • einen fachübergreifenden Informationsfluss zu PREP, • keine moralisierende Gatekeeper-Mentalität von Ärzt*innen gegenüber der PrEP, • Kostenübernahme der PrEP auch für Privatpatienten, • strategische Überlegungen wie PrEP in die ländlichen Gebiete gebracht werden kann, • Zugangsverbesserungen zu PrEP für Frauen, Menschen mit Flucht und Migrationserfahrung, Trans- und nonbinären Menschen, • PrEP als Mittel zur Verbesserung und Stabilisierung der sexuellen Gesundheit. angaben, einen inkonsistenten Kondomgebrauch bei durchschnittlich vier Partner*innen hatten. Ich habe keine abschließende Antwort auf all diese Fragen. Ich weiß nur, wir müssen uns ihnen stellen und Antworten finden. Referenz 1. Koppe U, Marcus U, Albrecht S et al. Barriers to using HIV pre-exposure prophylaxis (PrEP) and sexual behaviour after stopping PrEP: a cross-sectional study in Germany. BMC Public Health 21, 159 (2021). https://doi. org/10.1186/s12889-021-10174-4 Der Autor: Jörn Valldorf, Journalist, Mediator und PrEP- und HIV-Aktivist, war beim DÖAK im Community Board der DAH für das Thema PrEP verantwortlich. Der Text PrEP jetzt? − Echt jetzt! ist eine gekürzte Fassung des Vortrags vom 26.03.2021 im Rahmen des DÖAK. In Mannheim hat er für KOSI.MA den „Runden-Tisch-PrEP“ mit Schwerpunktpraxen, Apotheken und städtischen Institutionen ins Leben gerufen und Fortbildungen für Hausärzt*innen zu PrEP konzipiert und durchgeführt. Jörn Valldorf Lust.Punkt. c/o Avataras Institut Kalckreuthstraße 16, 10777 Berlin 54

SEXUALITÄT LEBEN HIV-bezogene Stigmatisierung und Effekte von „Schutz durch Therapie“ Franziska Hartung, Marie-Theres-Piening und Janine Dieckmann, Jena © istockphoto/woocat Sexuelle Gesundheit umfasst neben der Abwesenheit von Krankheiten auch eine erfüllte Sexualität. Um diese zu erreichen, muss die eigene Sexualität frei von Diskriminierung und Gewalt gelebt werden können (vgl. IPPF 2009, WHO 2011). Menschen mit HIV (PLHIV) sind jedoch auch in ihrem Sex- und Beziehungsleben oftmals mit Stigmatisierung und Diskriminierung konfrontiert – einem Bereich, in dem Menschen aufgrund der hohen Intimität sehr verletzbar sind und der stark mit der eigenen Identität verknüpft ist. Doch dieser Lebensbereich bleibt in Studien zu HIV-Stigmatisierung häufig unberücksichtigt. Das partizipative Forschungsprojekt „positive stimmen 2.0“ der Deutschen Aidshilfe und des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) legt daher einen Schwerpunkt auf dieses Thema. Mithilfe eines Mixed-Methods-Designs (u. a. Online-Befragung von 935 PLHIV in Deutschland 2020 sowie sechs Fokusgruppeninterviews) wird u. a. untersucht, welche Zusammenhänge CONFERENCES 55

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