ASPEKTE DER DEVICE-THERAPIE ren ärztlichen Arbeitszeit von 8 Stunden an 230 Arbeitstagen aus, braucht es aktuell jeden 10. in Deutschland niedergelassenen Kardiologen, der ausschließlich die Implantatnachsorge sicherstellt. Nachsorge aus der Ferne Die telemedizinische Nachsorge aus der Ferne als Alternative zur konventionellen Nachsorge in der Herzschrittmacherambulanz und deren positive Effekte sind in zahlreichen Studien untersucht worden und in Tabelle 1 zusammengefasst. Society eine zwingende Klasse-I-Indikation (Evidenzniveau A) etabliert hat, sind europäische Leitlinien zurückhaltender und sprechen aktuell noch eine Klasse-IIa/IIb-Indikation (Evidenzniveau A–C) aus [2, 3]. Patienten stehen der Telemedizin aufgeschlossen gegenüber CONFERENCES Tabelle 1: Effekte einer telemedizinischen Nachsorge im Vergleich zu einer konventionellen Nachsorge von Patienten mit aktiven Rhythmusimplantaten. • Reduktion ambulanter Nachsorgetermine (ca. 45 %) [9] • Identische Patienten- und Aggregatsicherheit [9, 10] • Zeitersparnis für den Patienten (ca. 94 %) und Arzt (ca. 75 %) [4] • Steigerung der Lebensqualität [11] • Frühere Erkennung klinisch relevanter Arrhythmien (ca. 150 Tage) [12] • Reduktion von Hospitalisierungstagen [8, 11] • Reduktion von Morbidität und Mortalität (bis zu 30 %) [5, 6] • Reduktion der jährlichen Gesundheitskosten aller Beteiligten (ca. 54 %) [13] Trotz der gewonnenen Evidenz herrscht noch immer eine unklare Empfehlungssituation seitens nationaler und internationaler Leitlinien zum Einsatz einer flächendeckenden telemedizinischen Nachsorge. Diese ist der Heterogenität des Telemedizinbegriffes und seiner angewandten Methoden geschuldet. Während ein europäisch-amerikanisches Konsensusdokument eine klare Empfehlung für das implantatbasierte Telemonitoring ausspricht und die amerikanische Heart Rhythm Dabei ist die Entscheidung seitens der Patienten bereits gefallen. Sie stehen der Telemedizin aufgeschlossen gegenüber. Drei Viertel bevorzugen eine Nachsorge aus der Ferne. Sie sehen weder ihre Sicherheit, noch die des Aggregats oder gar das Arzt-Patienten-Verhältnis dadurch gefährdet und übertragen bereitwillig ein Potpourri an Deviceund Rhythmusdaten [4]. ABER – eine reine Datenübertragung stellt noch keine Behandlung dar. Wenn weitere Monitoringsensoren, z. B. zur pulmonalarteriellen Druckmessung sowie die Kontextherstellung zum Management von Arrhythmien oder zur Herzinsuffizienz hinzukommen, kann schnell der Überblick verloren gehen. Wie die prospektiv randomisierte InTime-Studie und die TIM-HF2-Studie zeigen, kann mit einer signifikanten Reduktion der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität bei Herzinsuffizienz-/ Device-Patienten nur dann gerechnet werden, wenn täglich patientenindividuelle Datenübertragungen stattfinden, denen im Vorfeld klar definierte Befundkonstellationen (diagnostische SOPs) zugrunde liegen, aus denen anschließend klinisch relevante Behandlungskonsequenzen (therapeutische SOPs) abgeleitet werden [5, 6]. Im Studien- 10
ASPEKTE DER DEVICE-THERAPIE design dementsprechend umgesetzt, führte eine telemedizinische Nachsorge in beiden Studien zu einer signifikanten Reduktion der Gesamtmortalität um ca. 30 %. In der TIM-HF2-Studie waren die Effekte zudem unabhängig von regionalen Versorgungsunterschieden (Patienten in der Stadt vs. Patienten auf dem Land) zu beobachten [6]. Es wird klar, dass ein gesamtheitliches Nachsorgekonzept unabdingbar ist, um den größtmöglichen Nutzen aus einer telemedizinischen Nachsorge ziehen zu können. Dies erfordert eine zentrale Organisationsstruktur, die all dem Genannten gerecht wird. Das telemedizinische Nachsorgezentrum Dr. med. Bettina Kirstein bettina.kirstein@herzzentrum-dresden.com Ein telemedizinisches Nachsorgezentrum muss als Bestandteil eines Gesamtbehandlungskonzeptes der Regelversorgung verstanden werden, welches seinen größten Nutzen hat, wenn eine strukturierte Nachsorge angeboten werden kann. Durch standardisierte Vorgehensweisen werden klinisch relevante Befundkonstellationen frühzeitig erkannt und zeitnah Interventionen abgeleitet. Um dies gewährleisten zu können, sind ein speziell geschultes schwesterliches und ärztliches Personal, eine entsprechende Logistik und Zusammenarbeit zwischen allen Gesundheitspartnern des Patienten erforderlich. Die konzeptionellen Anforderungen an ein professionelles Telemedizinzentrum, seiner personellen und funktionalen Struktur wurden von führenden Telemedizinern unseres Landes in einem Übersichtsartikel bereits zusammengetragen [7]. Die nächsten Schritte müssen die Erarbeitung von Leitlinien zur telemedizinischen Nachsorge von Patienten mit aktiven Rhythmusimplantaten und eines Zertifizierungsprozesses sein, um einen einheitlichen Versorgungsstandard gewährleisten zu können. Nur so können dann auch Versorgungsunterschiede ausgeglichen werden. Zusätzlich braucht es Rechtssicherheit und eine vertrauenswürdige IT-Sicherheitsinfrastruktur für diese sensiblen Daten. Ebenso unabdingbar sind eine vernünftige Vergütung der Technologie und ihrer Servicegebühren sowie leistungsstarke Kommunikationsschnittstellen, um einen multidimensionalen Datenaustausch zwischen Gesundheitspartnern herstellen zu können [8]. So gelebt, können die Telemedizin und das telemedizinische Nachsorgezentrum ein zentrales Element eines alternativen Versorgungskonzepts werden und eine moderne Lösung zur Gewährleistung unserer Nachsorgepflicht eines wachsenden Patientenkollektivs mit aktiven Rhythmusimplantaten unabhängig von regionalen Versorgungsunterschieden sein. Referenzen 1. Deutscher Herzbericht 2016. Deutsche Herzstiftung e.V. 2016; ISBN 978-3-9817032-5-2. 2. Brignole M, Auricchio A, Baron-Esquivias G et al. 2013 ESC Guidelines on cardiac pacing and cardiac CONFERENCES 11
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