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Leseprobe CONNEXI Nephrologie Dialyse Transplantation Ausgabe 1-2020

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PULSWELLENANALYSE

PULSWELLENANALYSE Gefäßsteifigkeit bei CKD: Unterschiede zum Nierengesunden? Clemens Grupp, Bamberg „Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße“, diese Aussage, die Rudolf Virchow (1821–1902) zugeschrieben wird, gilt weiterhin. Sie scheint insbesondere auf Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz (CKD) zuzutreffen, deren Haupttodesursache kardiovaskuläre Erkrankungen sind. Im Vergleich zu Nierengesunden ist nach Daten des US Renal Data System die kardiovaskuläre Mortalität bei 30-jährigen chronisch Nierenkranken circa um das Hundertfache erhöht, bei über 80-jährigen immerhin noch um das Fünf- bis Zehnfache [1]. CONFERENCES Verschiedene Faktoren scheinen bei CKD-Patienten eine Schädigung der Gefäße zu begünstigen, unter anderem Störungen des Kalzium- und Phosphathaushalts, die mit einer verstärkten Mediasklerose einhergehen. In ausgeprägten Fällen lassen sich diese Gefäßverkalkungen sogar auf Nativ-Röntgenaufnahmen erkennen. Die aktuellen Möglichkeiten zur Erkennung früher Gefäßalterationen sind limitiert, in erster Linie lassen sie sich anhand (duplex-)sonografischer Verfahren (arteriosklerotische Plaques, Intima-Media-Dicke) nachweisen. Allerdings können hiermit allenfalls fortgeschrittene Gefäßveränderungen detektiert werden. Man geht davon aus, dass das Altern bzw. 52

PULSWELLENANALYSE antegrade Pulswelle reflektierte Pulswelle augmentiert („summierte“) Pulswelle jünger älter jünger älter Augmentation „älter“ eine Schädigung der Gefäße mit einem Verlust ihrer Elastizität einhergeht (u. a. weniger Elastin, mehr Kollagen, verstärkte Kalzifizierung). Hieraus resultiert eine erhöhte Pulswellengeschwindigkeit. Des Weiteren wird die Pulswelle in der Peripherie, insbesondere am Übergang von den Arterien mit niedrigem zu solchen mit hohem Gefäßwiderstand stärker reflektiert. Diese reflektierte Welle summiert sich mit der folgenden antegraden Pulswelle und erhöht so den maximalen Druck in den zentralen Gefäßen. Diese Druckerhöhung aufgrund der retrograd reflektierten Pulswelle wird als Augmentation bezeichnet (Abbildung 1). Eine Bestimmung dieser vorgenannten Parameter im Rahmen einer Pulswellenanalyse gilt derzeit als Verfahren der Wahl, um frühzeitig Gefäßveränderungen/-schäden zu erkennen. Prinzipiell gibt es zwei unterschiedliche Methoden zur Analyse (Abbildung 2). Zum einen kann mit zwei Druckdetektoren, die beispielsweise über der Arteria (A.) carotis und A. femoralis platziert werden, die Pulswellengeschwindigkeit und weitere Parameter der Pulswellenanalyse berechnet werden. Seit einiger Zeit gibt es auch Geräte, die einzig aus der über der A. brachialis oszillographisch abgeleiteten Druckkurve anhand von Algorithmen diese Parameter bestimmen. Dieses Verfahren ist in der täglichen Praxis einfacher einzusetzen. Zentraler Blutdruck Zeit Augmentation „jünger“ Abbildung 1: Die Beurteilung der Steifigkeit der zentralen Gefäße (Aorta) anhand der Pulswellenanalyse beinhaltet primär die Bestimmung der Geschwindigkeit der antegraden Pulswelle sowie der Augmentation, meist angegeben in Prozent des Pulsdrucks als Augmentations-Index. Mit höherem Alter steigen Pulswellengeschwindigkeit und Augmentation an, dies kann auch bei einer Veränderung/Schädigung der Gefäße beobachtet werden, analog einer frühzeitigen Alterung. A 2 Druckdedektoren Blutdruckmanschette B Gefäßsteifigkeit bei CKD Eine Reihe von Untersuchungen hat eine signifikant erhöhte Pulswellengeschwindigkeit bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz im Vergleich zu Nierengesunden in univarianter Analyse gezeigt. Allerdings war dieser Effekt einer Niereninsuffizienz in multivariater Analyse unter Einbeziehung potenziell beeinflussender Faktoren in einer Reihe von Untersuchungen nicht nachweisbar, wenn der systolische Blutdruck mit einbezogen wurde [2, 3], in anderen dagegen schon Abbildung 2: Eine Pulswellenanalyse kann anhand von zwei Druckdetektoren, meist an den Aa. carotis und femoralis angebracht, erfolgen. Die Pulswellen-Geschwindigkeit lässt sich aus der Laufstrecke des Pulses geteilt durch die Zeitverzögerung zwischen den beiden Druckspitzen berechnen (A). Bei anderen Geräten wird oszillographisch über eine Blutdruckmanschette, die über spezielle Sensoren verfügt, die Pulswellengeschwindigkeit ermittelt (B). Bei beiden Verfahren können nichtinvasiv anhand spezieller Algorithmen weitere Parameter wie Augmentation oder zentraler Blutdruck errechnet werden. CONFERENCES 53

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