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Leseprobe CONNEXIPLUS 2020-2 Kardiorenale Achse

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ERKRANKUNGSRISIKEN UND

ERKRANKUNGSRISIKEN UND ERNÄHRUNG Entscheidend sind: Qualität des Essens und Disziplin der Patienten Interview mit Prof. Dr. Stefan Lorkowski, Jena © Shutterstock/alexmak7 connexiplus NUTRITION Übergewicht und Adipositas sind Mitverursacher vieler gesundheitlicher Beschwerden und können die Entwicklung chronischer Krankheiten begünstigen. Deshalb spielt sowohl in der Prävention als auch bei der Therapie vieler Erkrankungen die Gewichtsreduktion als dringliche Empfehlung für die Gesundheit eine wichtige Rolle. Dieses Erfordernis zu kommunizieren und den Menschen unserer hochtechnisierten und von Konsum geprägten Welt plausibel zu machen, ist für Mediziner eine große Herausforderung. Laut Robert Koch-Institut sind zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland übergewichtig, ein Viertel der Erwachsenen gilt als adipös – mit entsprechenden Folgeerkrankungen. Ein wichtiger Einflussfaktor für dieses Phänomen ist neben dem Maß an körperlicher Aktivität das Ernährungsverhalten. connexiplus sprach darüber mit Professor Stefan Lorkowski, Jena. Warum ist Normalgewicht gesünder als ein paar Pfunde mehr auf den Hüften zu haben? Ein der Körpergröße entsprechendes normales Körpergewicht hat zahlreiche positive Effekte. Es geht ja gar nicht nur um die Pfunde an sich, die Menschen zu viel auf die Waage bringen, weil sie zu viel essen. Bei den meisten verbirgt sich hinter einem Übergewicht eine Dysbalance aus zu wenig Bewegung und zu viel Energieaufnahme durch 34

eine falsche Ernährungsweise. In der Evolution war es sicherlich von Vorteil, mal ein paar Pfunde für schlechte Zeiten anzusammeln. In der heutigen Zeit führt dies jedoch zu verschiedenen pathologischen Prozessen mit der Folge diverser Erkrankungen wie Diabetes, Hypertonie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, eingeschränkter Nierenfunktion und auch Gelenkbeschwerden. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang als häufige Begleiterscheinung die psychische Belastung Übergewichtiger, sei es wegen der Stigmatisierung oder einfach nur, weil sie sich nicht wohl fühlen in ihrem eigenen Körper, mit sich und ihrer Figur unzufrieden sind. Alle diese Risiken und Belastungen kann man durch eine Normalisierung des Körpergewichts reduzieren. Welche wesentlichen Komponenten, die zu Übergewicht führen, sind beeinflussbar, um das Erkrankungsrisiko zu senken und die Lebensqualität zu verbessern? Wichtig ist für behandelnde Ärzte zunächst, in einem ausführlichen Anamnesegespräch nach der Ursache für das Übergewicht/die Adipositas zu forschen. Erst, wenn man herausgefunden hat, woran es liegt, kann man über weitere erfolgversprechende therapeutische Maßnahmen entscheiden. Denn es hilft nicht, wenn man über eine Ernährungsumstellung nachdenkt, die nicht umgesetzt wird, weil Schokolade oder Chips oder das berühmte allabendliche Glas Wein immer wieder nur der Ausgleich für ganz andere Probleme sind als zu viel Appetit zu haben. Ich denke da z. B. an Stress, Frust und Langeweile. Wenn jemand unter „Fressattacken“ aus psychischen Gründen leidet, dann wird er sie immer wieder bekommen. Solche Faktoren müssen, ggf. unter Einbeziehung von Experten anderer Fachrichtungen, ausgeschaltet werden, ehe man sich mit der eigentlichen Ernährungsumstellung beschäftigt. Zudem ist zu unterscheiden zwischen dem „Durchschnittspatienten“, der nur ein paar wenige Kilogramm zu viel auf die Waage bringt und den Adipösen oder schwer Adipösen. Bei ersterem reicht es vermutlich, wenn sich der Patient etwas mehr bewegt und weniger „Ungesundes“ isst, damit es nicht zu bedenklichem Übergewicht und so zu einer Erhöhung des Erkrankungsrisikos kommt. Bei den anderen, die meistens schon mit Beschwerden des Bewegungsapparates und Folgen eines metabolischen Syndroms zu kämpfen haben, wenn sie sich beim Arzt vorstellen, muss vermittelt werden, dass sie nicht nur zu viel Körpergewicht haben, sondern in der Regel vor allem völlig falsch, d. h. unausgewogen essen. Denn wie schon gesagt, es ist nicht nur das Gewicht, was die Probleme macht. Das wird auch deutlich in vielen Studien, die zeigen, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht notwendigerweise gut mit einem erhöhten Körpergewicht oder einem erhöhten BMI korreliert. Ein wesentliches Problem besteht darin, dass das Übergewicht vorrangig durch den Verzehr von Zuckern und gesättigten Fetten, die per se schon krankheitsfördernd sind, verursacht wird. Durch die falsche Ernährungsweise kommt es zur klassischen kohlenhydrat- bzw. zuckerinduzierten Hypertriglyceridämie und einer durch gesättigte Fette induzierten Hypercholesterinämie als ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen; zusätzlich kommt es zu einem Anstieg von Entzündungsparametern. Bauchfett hat einen entscheidenden Anteil am Stoffwechselgeschehen; viel Fettgewebe fördert bspw. entzündliche Prozesse. Wegen der mangelnden Bewegung steigt in der Regel der Blutdruck an. Ziel einer Diät sollte es nicht nur sein, das Erkrankungsrisiko durch eine verminderte Energiezufuhr zu verringern, sondern den Risikopatienten langfristig auch an eine ausgewogene vollwertige Ernährung heranzuführen. Das bedeutet, weg von connexiplus NUTRITION 35

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