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Leseprobe CONNEXIPLUS 2020-6 Kardiorenale Achse

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Gehörschädigung

Gehörschädigung connexiplus Lärmexposition (Geräuschpegel) Direkte Wirkung Stress-Indikatoren Physiologische Stressreaktionen (Homöostase) Risikofaktoren Manifeste Störungen Indirekte Wirkung Störung von Leistung, Schlaf, Kommunikation Autonomes Nervensystem (Sympathikus) Blutdruck Herzleistung Herz-Kreislauf-Erkrankungen Maßnahmen zur Lärmreduktion in der Stadt Die gesundheitlichen Auswirkungen der Lärmbelastung könnten durch eine bessere Isolation von Häusern und Schulen verbessert werden. Eine Reduktion des Transportverkehrs allgemein sowie ein Tempolimit, geräuschmindernde Straßenbeläge, Flüsterbremsen bei Zügen, Lärmschutzwände sowie ein verbessertes Verkehrsmanagement kön­ Schlafstörung Bluthochdruck Arteriosklerose Kognitive und emotionale Reaktionen Blutfette Blutzucker Endokrines System (Hypophyse, Nebenniere) Blutflüssigkeit Blutgerinnung Schlaganfall Ischämische Herzerkrankung Herzschwäche Ärger Abbildung 3. Lärmwirkungsmodell [8] Inzidenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen rechnen muss. Die WHO schätzt allein für Westeuropa, dass durch die Lärmbelastung bis zu 1,6 Millionen gesunde Lebensjahre (DALY) pro Jahr verloren gehen. Insbesondere die „kardiovaskuläre Belastung“ durch Lärm ist erheblich. Für die Europäische Union wird geschätzt, dass Transportlärm zu 900.000 Fällen von Bluthochdruck, 43.000 Krankenhauseinweisungen und >10.000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr im Zusammenhang mit koronarer Herzkrankheit und Schlaganfall führt [5]. Straßenverkehrslärm ist hierbei die wichtigste Quelle für Umgebungsgeräusche weltweit. Entsprechend dem Lärmwirkungsmodell von Wolfgang Babisch führen insbesondere mittellaute Geräusche von 50−60 Dezibel über einen indirekten (nichtauditorischen) Weg zur Störung der Kommunikation, des Schlafs und damit zu Ärgerreaktionen (Annoyance). Die Annoyance wird auch als „Effect Modifier“ bezeichnet, das bedeutet, dass derjenige, der sich über den Lärm ärgert, mit stärkeren Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen rechnen muss. So führt die Ärgerreaktion „dosisabhängig“ zu einem Mehr an Vorhofflimmern, was möglicherweise auch die Schlaganfallgefährdung von lärmexponierten Betroffenen erklärt [7]. Die Annoyance reaktion führt auch zu mehr psychischen Erkrankungen wie Depression und Angststörungen. Lärm allein führt auch im kognitiven Bereich zu einer Entwicklungsverzögerung von Kindern. Besonders betroffen sind hier die Lernfähigkeit und das Gedächtnis [7]. Im Fall von chronischem Lärm und dem damit verbundenen chronischen Stress werden als Folge Diabetes mellitus, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinspiegel und eine Aktivierung der Blutgerinnung betrachtet. Besteht dieser Zustand über Jahre, muss man mit der Entwicklung von Herz-Kreislauf- Erkrankungen wie chronisch koronare Herzerkrankung, Herzschwäche, Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzrhythmusstörungen rechnen [7]. 70

GESUNDHEITSRISIKEN DURCH URBANISIERUNG nen als effektive Lärmschutzmaßnahmen den Lärm und damit die gesundheitlichen Folgen reduzieren. Tabelle 1: Erreichbare Reduktionen von Lärm in Dezibel sowie deren Kosteneffektivität durch spezifischen Lärmschutz [7] Lärmschutzmaßnahmen Reduktion des Lärms (in dB) Kosteneffektivität (1−5) Lärmschutzwände 3−20 2 Flüsterbremsen für Züge 8−10 4 Hausisolierung 5–10 1 Hausdesign 2−15 3 Veränderte Fahrweise 5−7 3 Lärmreduzierende Straßen beläge 3−7 5 Lärmreduzierende Reifen 3−4 3 Landnutzungsplanung und -gestaltung unbekannt 4 Elektrische Autos 1 1 Verkehrsmanagement 3 3 Evaluiert durch die Europäische Kommission: zehn Möglichkeiten, um den Lärm zu bekämpfen. Niedrigster Score 1, höchster Score 5 Nachtlicht im Freien – ein neuer Herz-Kreislauf-Risikofaktor Nachtlicht im Freien wird mit einem höheren Krebsrisiko, Übergewicht, erhöhtem Blutdruck, Depressionen, Schlaflosigkeit und einem vermehrten Auftreten einer koronaren Herzerkrankung in Verbindung gebracht. Schätzungen zufolge sind mehr als 80 % der Weltbevölkerung nachts einem „lichtverschmutzten“ Himmel ausgesetzt [9]. In einer kürzlich publizierten Arbeit beschrieben S. Sun und Mitarbeiter, dass bei älteren Erwachsenen Nachtlicht im Freien mit einem signifikant erhöhten Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzerkrankung, vermehrten Hospitalisationen und Todesfällen verknüpft war [10]. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die gesundheitsschädlichen Auswirkungen der nächtlichen Lichtverschmutzung durch ähnliche Pathomechanismen vermittelt werden, wie sie für die nächtliche Verkehrslärmexposition nachgewiesen wurden. Stressreaktionen aufgrund von Schlaffragmentierung und -entzug, verbunden mit einer Dysregulation des zirkadianen Rhythmus werden als Hauptauslöser für koronare Herzerkrankung und eine erhöhte Mortalität durch nächtliche Lichtverschmutzung verantwortlich gemacht [10]. Gesundheitliche Auswirkungen von Wärmeinseln und Grünflächen Der städtische Wärmeinseleffekt wird häufig dort beobachtet, wo offene, bewaldete oder grüne Flächen durch Beton und Asphalt ersetzt wurden. Der Wärmeinseleffekt hängt auch zum Teil von der Bevölkerungsdichte, der Vegetation, dem Städtebau und dem Albedoeffekt ab. Daraus können Temperaturunterschiede zwischen städtischen und angrenzenden ländlichen Gebieten von bis zu 3–5 °C entstehen. Giles-Corti B et al. zeigten bereits 2016, dass die innerstädtische Variabilität des Sommers sowohl im Minimum als auch im Maximum fast 3 °C Lufttemperatur betrug. Hohe und niedrige Umgebungstemperaturen wurden mit einer erhöhten Mortalität, kardio-respiratorischen Morbidität und einem Mehr an Krankenhauseinweisungen in Verbindung gebracht [2]. Insbesondere der städtische Wärmeinseleffekt hatte erhebliche gesundheitliche Auswirkungen, wie sich deutlich zeigte während der Hitzewelle 2003 in Paris. Die Temperatur-Morbiditäts-Beziehung kann noch modifiziert werden durch soziodemografische Faktoren und Luftverschmutzung [2]. Grünflächen, so zeigt die Arbeit von Nieuwenhuijsen 2018, sind verbunden mit einer Reihe von positiven gesundheitlichen Auswirkungen connexiplus 71

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