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Leseprobe CONNEXI 2020-05 SCHMERZ Palliativmedizin

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HF10-STIMULATION

HF10-STIMULATION Hochfrequente Rückenmarkstimulation: Evidenz, Einsatzgebiet und die Rolle des Schmerzmediziners Thorsten Luecke, Linz am Rhein © Shutterstock/ESB Profes-sional Es ist es wichtig, zu verstehen, was chronischer Schmerz ist. Der chronische Schmerz führt zu neuropathischen Veränderungen, die Lernvorgängen des Gehirns ähneln, die zu einer eigenständigen Erkrankung werden. Dabei spielen somatische, psychologische und soziale Faktoren in gleichberechtigter Verwobenheit eine bedeutsame Rolle. Der aktuelle Therapieansatz in der Schmerzmedizin ist multimodal. „Der größte Fehler bei der Behandlung von Krankheiten ist, dass es Ärzte für den Körper und Ärzte für die Seele gibt, wobei das doch nicht getrennt werden kann.“ Dieser Satz stammt von Platon und ist viele Jahre alt, er hat allerdings nichts von seiner Aktualität verloren. CONFERENCES Man geht davon aus, dass der Wirkmechanismus der Rückenmarksstimulation (engl. Spinal Cord Stimulation, SCS) nur entfaltet werden kann, wenn die sensiblen und sensorischen Hinterstränge des Rückenmarks intakt oder weitgehend intakt sind. Neben den segmentalen spinalen Effekten wird ein supraspinaler modellierender inhibitorischer Mechanismus über deszendierende Bahnen angenommen. Die epidurale Rückenmarksstimulation führt zu einer Aktivierung GABAerger Interneurone die eine Inhibition der Wirkung auf tiefer gelegene spinothalamische Neurone ausübt, es kommt zu einer Erhöhung der Konzentration der Substanz P 42

HF10-STIMULATION oberen Extremität und auch die Stimulation bei singulären Nervenverletzungen oder peripherer Polyneuropathie angewendet. Weitere Indikationen sind postoperative Schmerzen, Complex Regional Pain Syndrome (CRPS), der neuropathische Virgin-Back-Schmerz und nicht operationspflichtige Spinalkanalstenosen. Die Studienevidenz in unterschiedlichen Schmerzbereichen ist breit, es gibt hochwertige prospektive Studien dazu, veröffentlicht anlässlich des 2019 NANS (North American Neuromodulation Society) annual meeting. Dort sind die Indikationsfelder der peripheren Polyneuropathie des Beckenschmerzes, der oberen Extremität, der chirurgischen Schmerzen, bei mononeuronaler Verletzung, der Brustschmerz beispielsweise nach Mastektomie, chronische Migräne, Abdo- Abbildung 1: Failed Back Surgery Syndrome: Hier finden wir eine typische Situation nach mehrfachen Wirbelsäulenoperationen, in diesem Falle 20 Voroperationen. und von Serotonin. Es erfolgt eine Freisetzung von Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) und damit eine periphere Vasodilatation. Wir finden einen supprimierenden Effekt auf die Übererregbarkeit von Wide-Dynamic-Range-Neuronen und beeinflussen damit den neuropathischen Schmerz. Die klassische Indikation für die Neurostimulation stellt das Failed back surgery syndrome (FBSS) dar (Abbildung 1). Es handelt sich um einen mixed pain (nozizeptiv und neuropathisch), der einer Rückenmarkstimulation zugänglich gemacht werden kann. Abbildung 2 zeigt die deutlich erweiterte Indikationsstellung für die Hochfrequenz-Rückenmarksstimulation. Mittlerweile wird die cervikale Stimulation, die Extremitätenstimulation der Abbildung 2: Radikuläre SCS bei einer Patientin mit einem traumatischen Plexusschaden. CONFERENCES 43

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