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Leseprobe CONNEXI 2020-05 SCHMERZ Palliativmedizin

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HF10-STIMULATION

HF10-STIMULATION CONFERENCES minalchirurgie mit entsprechendem abdominellen Schmerzsyndrom und Schmerzen der oberen Extremität und als Rescue-Therapie bei Plexus- Läsionen. Hier verweise ich insbesondere auf die Verwendung in der oberen Halswirbelsäule mit cervikalen SCS-Anwendungen. Retrospektive Studien zeigen die Wirksamkeit der tonischen Stimulation. Die tonische Stimulation zeigt jedoch Phänomene von Über- und Unterstimulationseffekten. Positionelle Stimulationseffekte aufgrund der Nähe des Rückenmarks zur Dura sowie der hohen Beweglichkeit der Halswirbelsäule führen zu einer eingeschränkten Akzeptanz bei den Patienten. Eine sehr gute Studienlage zur Hochfrequenzstimulation des Rückenmarks existiert auch bei kombiniertem Nacken- und Armschmerz. In einer prospektiven Multicenterstudie waren 95 % der Patienten „zufrieden“ bis „sehr zufrieden“ mit der Therapie, 30 % der Patienten reduzierten ihre Opioid-Medikation oder setzen sie komplett ab. Es gibt einige Ausschlusskriterien zum Eingriff eines SCS. Der Eingriff ist minimalinvasiv, nichtsdestotrotz gilt auch hier, dass schwere Koagulopathien, vorhandene Implantate mit Sensing-Eigenschaften (automatische Defibrillator ICD-, CRDT-Therapie) oder monopolar eingestellte Schrittmacher eine Kontraindikation darstellen. Weitere Kontraindikationen sind psychologische, psychiatrische oder psychosomatische Risiken, Substanzabusus und Abhängigkeit oder die Unfähigkeit das Stimulationssystem zu bedienen. Eine eingeschränkte Lebenserwartung und fortgeschrittene chronische oder maligne Erkrankungen sind relative Indikationen. Der älteste von uns implantierte Patient war 92 Jahre alt. Eine absolute Kontraindikation zum Eingriff stellen die Infektionen im Implantationsbereich dar. Bereits ältere Verlaufsstudien an über 70 Patienten mit einem medianen Follow-up von 26 Monaten zeigten, dass bei über 60 % der Patienten eine Abbildung 3: Orthotope Lage der Thorakalelektrode Übergang T8/T9 strikt in der Mittellinie dorsal. Es handelt sich um ein Patienten mit einem peripheren CRPS des Fußes nach komplexer Trümmerfraktur mit sekundärer Arthodese. mehr als 50%ige Schmerzreduktion erzielt werden konnte. Mehr als die Hälfte der Patienten (53 %) benötigten keine Analgetika mehr, 40 % kehrten an ihren Arbeitsplatz zurück. Die Komplikationsrate über alle Komplikationen hinweg betrug 18 % pro Jahr. Über folgende Risiken sollte entsprechend der Häufigkeit aufgeklärt werden: • Infektionen, je nach Studien und Literaturrecherche 3,7–11 %, • Elektrodenmigration 11–34 %, • Elektrodenbruch 0,8–13,4 %, • Schmerzen im Bereich des Impulsgebers 3 %, • neurologische Defizite etwa 1 %. Die in unseren Augen einzige wirklich gravierende Komplikation ist der Infekt. Insbesondere während 44

HF10-STIMULATION der Testphase, in der die Elektrode durch die Haut nach außen ausgeleitet ist, besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko abhängig von der Zeit der Testung. Hält man die Testphase vergleichsweise kurz, in unserem Zentrum 7–10 Tage, und führt eine entsprechende antibiotische Abdeckung des Patienten durch, geht das Infektionsrisiko gegen 0 %. Abbildung 3 zeigt einen Patienten mit einem peripheren CRPS des Fußes nach komplexer Trümmerfraktur mit sekundärer Arthodese. Dieser Patient ist insoweit interessant, da er als Dachdecker das Gerät bedarfsweise, besonders zu schweren körperlichen Belastungen, nutzt und ansonsten auf eine Stimulation verzichtet. Der Effekt der HF-10-Stimulation beruht auf einer direkten Hemmung von Spinalneuronen. Dabei zeigt sich bei experimentellen Untersuchungen die direkte Abhängigkeit der Schmerzreduktion von der Frequenz, sodass bei höheren Frequenzen eine noch weiter zunehmende Schmerzreduktion erwartbar erscheint. Die konventionelle SCS benötigt kein regelmäßiges Aufladen des Generators. Der Patient spürt die durch die Stimulation vermittelte Parästhesie und weiß, dass der Generator aktiv ist. Die Nachteile liegen darin, dass axiale Schmerzen schlecht zu beeinflussen sind. Die Rate der Gewöhnung liegt vergleichsweise höher bei Gegenüberstellung traditionelle SCS und Hochfrequenzverfahren Die herkömmliche Elektrodenplatzierung erfordert ein intraoperatives Parästhesie-Mapping. Ziel ist die Überlagerung des Schmerzbereiches durch die Parästhesie. Die auf Parästhesien beruhende Elektrodenplatzierung zur Rücken- und Bein-Schmerzbehandlung liegt zwischen T6 und T10. Zur Durchführung dieses Verfahrens ist ein kooperativer Patient und das Patientenfeedback erforderlich. Dadurch kommt es zu einer erheblichen Schwankung der Verfahrensdauer. Im Gegensatz dazu erfolgt die Elektrodenplatzierung für die HF10-Therapie nach anatomischen Gesichtspunkten. Ein Parästhesie-Mapping ist nicht erforderlich. Die auf anatomischen Gesichtspunkten beruhende Elek tro denplatzierung für Rücken- und Beinschmerzen liegt bei T8 bis T11. Eine intraoperative Programmierung ist nicht erforderlich. Das in Narkose durchführbare Verfahren ermöglicht eine einheitliche Verfahrensdauer. Studienergebnisse zeigen, dass die HF10-Therapien nicht nur parästhesie frei ist, sondern auch parästhesieunabhängig. Die Lebensqualität zeigt sich durch die HF-Stimulation deutlich verbessert insbesondere die Mobilität der Betroffenen. etwa 29 %. Die Parästhesien werden von 20 % der Anwender als unangenehm empfunden. Patienten dürfen kein Fahrzeug steuern. Die OP-Dauer ist schwer kalkulierbar und daher sehr variabel. Zum Vergleich die Vorteile der Hochfrequenz: Die Stimulation erfolgt parästhesiefrei. Dadurch ergeben sich insgesamt geringere Einschränkungen im Alltag. Es ist keine Anpassung der Impulsstärke abhängig von der Position erforderlich. Die Operation erfolgt in Narkose, ein intraoperatives Mapping ist nicht erforderlich. Die Verfahrensdauer ist einheitlich, damit ist die OP-Zeit kürzer, das Verfahren weniger belastend. Die Hochfrequenztherapie zeigt eine gute Wirkung auch auf axialen Rückenschmerz. Der Nachteil der Hochfrequenztherapie ist das tägliche Aufladen des Gene- CONFERENCES 45

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