COVID-19 CURRENT REPORT könnte. Das gilt insbesondere, wenn der bildgebende Befund der Lungen nicht auf Organschädigungen deutet, die eine maschinelle Beatmung notwendig machen. Immuntherapie nicht aus Angst vor dem Coronavirus absetzen Patienten mit einer neurologischen Autoimmunerkrankung erhalten häufig immunsupprimierende oder immunmodulierende Medikamente. Viele dieser Patienten befürchten, dass diese das Risiko einer Coronavirusinfektion erhöhen. Grundsätzlich ist diese Annahme nicht falsch. Das Robert Koch- Institut (RKI) [10] zählt Menschen mit Immunsuppression zur Risikogruppe für einen schwereren COVID-19-Krankheitsverlauf. Einen konkreten Hinweis dafür, dass die Immuntherapie das Risiko erhöht, sich mit dem Coronavirus anzustecken oder an COVID-19 zu erkranken, gibt es jedoch derzeit nicht. Die Kommission Neuroimmunologie der DGN warnt daher Patienten vor einem unbedachten Absetzen der Therapie ohne Rücksprache mit dem Arzt. Ein Behandlungsabbruch könne zu einer deutlichen Verschlechterung der Autoimmunerkrankung führen, und das stünde in aller Regel nicht in Relation zu dem Risiko, an COVID-19 zu erkranken. Das gelte sogar auch für immunmodulierende Substanzen, beispielsweise Fingolimod oder Siponimod, die allgemein die Anfälligkeit für Lungenerkrankungen erhöhen. Auch das RKI rät Risikopatienten grundsätzlich nicht dazu, ihre Therapie abzubrechen, sondern sich stattdessen bestmöglich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. „Für Patienten, die eine Immuntherapie erhalten, ist es noch wichtiger als für alle anderen, die allgemeinen Verhaltensregeln und Hygieneempfehlungen des RKI zu befolgen“, gibt Professor Harald Prüß, Sprecher der Kommission Neuroimmunologie der DGN, die aktuell eine Stellungnahme [11] zu der Thematik veröffentlicht hat (Stand 21.04.2020), zu bedenken. Menschen, die mit immunsuppressiven/-modulierenden Medikamenten behandelt werden, sollten ihre Kontakte zu anderen Menschen auf ein Minimum reduzieren – nur die soziale Isolation schütze letztendlich vor Ansteckung. (Redaktion, ek) Quellen: – Presseinformationen der DGN vom 27.03.2020, 31.03.2020, 9.04.2020, 16.04.2020, 23.04.2020, 27.03.2020 – Presseinformation der DGIN vom 06.05.2020 Referenzen 1. Madjid M, Safavi-Naeini P, Solomon SD et al. JAMA Cardiol 2020 Mar 27. [Epub ahead of print]. 2. Yeshun Wu et al.: Brain, Behavior and Immunity, 30. März 2020, doi:10.1016/j.bbi.2020.03.031 3. Mao L, Jin H, Wang M et al. JAMA Neurol. Published online April 10, 2020. doi:10.1001/jamaneurol.2020.1127 4. Pleasure SJ, Green AJ, Josephson SA. JAMA Neurol. 2020 Apr 10. doi: 10.1001/jamaneurol.2020.1065 5. Li YC, Bai WZ, Hashikawa T. J Med Virol 2020 Feb 27. doi: 10.1002/jmv.25728. [Epub ahead of print] 6. Moriguchi T, Harii N, Goto J et al. International Journal of Infectious Diseases. https://doi.org/10.1016/j. ijid.2020.03.062 7. Zhao H, Shen D, Zhou H et al. Lancet Neurol 2020 Apr 1. pii: S1474-4422(20)30109-5. doi: 10.1016/S1474- 4422(20)30109-5. [Epub ahead of print] 8. Toscano G, Palmerini F, Ravaglia S et al. N Engl J Med 2020 Apr 17. doi: 10.1056/NEJMc2009191. [Epub ahead of print] 9. Gutiérrez-Ortiz C, Méndez A, Rodrigo-Rey S et al. Neurology 2020 Apr 17. pii: 10.1212/WNL.0000000000009619. doi: 10.1212/WNL.0000000000009619. [Epub ahead of print] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogruppen.html 10. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_ Coronavirus/Risikogruppen.html 11. https://www.dgn.org/neuronews/71-neuronews-2020/3890 30
HERAUSFORDERUNGEN IN DER HIV-THERAPIE Bessere Verträglichkeit, neue Applikation, innovative Substanzen Jürgen K. Rockstroh, Bonn © Shutterstock/New Africa Bei rechtzeitigem Beginn einer antiretroviralen Therapie lässt sich heute eine Normalisierung der Lebenserwartung bei minimaler Toxizität und Belastung für die Patient*innen erreichen. Damit ist bei einer nachgewiesenen und bestätigten HIV-Infektion grundsätzlich eine Behandlungsindikation gegeben. Durch Substanzen nahezu ohne Nebenwirkungen und neue Darreichungsformen der ART kann die Lebensqualität der Patient*innen noch weiter verbessert werden. Moderne antiretrovirale Therapie Ziel der antiretroviralen Therapie (ART) ist es, durch die Hemmung der HIV-Replikation infektionsbedingte Symptome zu unterdrücken und eine Krankheitsprogression zu verhindern. Gleichzeitig kommt es zu einer Rekonstitution der zellulären Immunität und einer Reduktion der chronischen Immunaktivierung mit ihren resultierenden Entzündungsprozessen. Als Folge lässt sich bei rechtzeitigem Beginn der ART (bevor die Helferzellen unter 200 absolut/µl abgefallen sind oder gar AIDS-definierende Ereignisse aufgetreten sind) eine Normalisierung der Lebenserwartung bei minimaler Toxizität und Belastung für die Patient*innen erreichen [1]. Große internationale CONFERENCES 31
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