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Leseprobe CONNEXI AIDS Hepatitis Ausgabe 6-2019

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medizinisches Magazin über AIDS und Hepatitis für Fachärzte, Retrospektive vom Deutsch-Österreichischen AIDS Kongress DOEAK 2019 und der Münchner AIDS und Hepatitis Werkstatt 2019

STI IN ZEITEN VON PrEP

STI IN ZEITEN VON PrEP CONFERENCES tematische getrennte Analyse der verschiedenen STI-relevanten Lokalisationen (Genital, Pharynx, Rektum) besonders im Fokus. Methodisches Vorgehen Die MSM-Screening-Studie ist eine deutschlandweite, multizentrische Querschnittstudie, die in Zusammenarbeit mit 13 infektiologischen Schwerpunktpraxen mit MSM-freundlichem Angebot durchgeführt wurde (Abbildung 1). Eingeschlossen wurden HIV-positive und HIV-negative Männer, die sich als MSM definierten, mindestens 18 Jahre alt waren, deren HIV-Status bekannt war und die in den zurückliegenden zwei Wochen keine Antibiose erhalten hatten. Die Zentren wurden gebeten, jeden in der Sprechstunde vorstellig Abbildung 1: Studienzentren der MSM-Screening-Studie. werdenden MSM unabhängig von dessen Risikoprofil um eine Studienteilnahme zu bitten. HIVpositive MSM wurden überrekrutiert, damit eine ausreichende statistische Power zur Berechnung der STI-Prävalenz getrennt für HIV-positive wie HIV-negative MSM gewährleistet wurde. Die beteiligten Zentren führten ein Screening auf Chlamydia trachomatis, Mycoplasma genitalium, Neisseria gonorrhoeae und Trichomonas vaginalis durch. Die Auswahl der vier Erreger erfolgte vor dem Hintergrund deren vermuteter epidemiologischer Relevanz sowie einer möglichst gut in den Zentren umzusetzenden Logistik auf Basis von selbstentnommenen Abstrichen (Pharynx und Rektum) und Urin 1 . Für die Studie wurden eigens laiengerechte, bildbasierte Selbstentnahmeanleitungen entwickelt. Die Studienteilnehmer entnahmen sich Abstriche aus Pharynx und Rektum und gaben Urin ab, die Proben wurden nicht gepoolt. Zur Diagnostik wurden PCR-basierte APTIMA® STI- Assays verwendet. Die Diagnostik wurde im Konsiliarlabor für Syphilis, Labor Krone, Bad Salzuflen, durchgeführt. Mit einem Fragebogen wurden von den Studienteilnehmern Informationen zu Soziodemografie, zu einer evtl. HIV-Infektion, zu klinischen Symptomen, zu sexuellem Verhalten der letzten sechs Monate, zu Substanzgebrauch und zum PrEP-Gebrauch erhoben. Für die Analyse bildeten wir drei Personengruppen auf Grundlage des HIV-Status und des PrEP- Gebrauchs der Studienteilnehmer (HIV-positive MSM, HIV-negative MSM mit PrEP-Gebrauch und HIV-negative MSM ohne PrEP-Gebrauch). Zur Ana- 1 Da Trichomonas vaginalis zeitgleich aus dem gleichen Probenmaterial auf der gleichen Plattform mitbestimmt werden konnte, wurde dieser Erreger in die Analysen mit aufgenommen, obwohl nur eine geringe Prävalenz bei MSM angenommen wurde. Auf die Abnahme von Blut wurde aus logistischen Gründen verzichtet, daher konnte der serologische Status zu Syphilis, Hepatitis B und C nicht bestimmt werden. 56

STI IN ZEITEN VON PrEP lyse von Risikofaktoren für den Erwerb einer STI berechneten wir multivariate logistische Regressionsmodelle (mit Odds Ratios (OR) und 95 %-Konfidenzintervallen (95 %-KI)). Studienpopulation Zwischen dem 20.2.2018 und dem 2.7.2018 wurden 2.303 MSM eingeschlossen. Hiervon waren 50,5 % HIV-positiv, das mediane Alter lag bei 39 Jahren (Spanne: 18−71). Die mediane Anzahl von Sexpartnern in den letzten sechs Monaten betrug fünf (Spanne 0−820). 71,7 % der Studienteilnehmer berichteten von kondomlosem Analverkehr (aktiv und/oder passiv) in den letzten sechs Monaten, 43,0 % gaben an, vor und/oder während des letzten Sexkontakts sogenannte Partydrogen (Chrystal, Speed, Kokain, Ecstasy, Badesalze/Spice, GBL/GHB) genutzt zu haben. 27,6 % der HIV-negativen MSM nutzten eine HIV-PrEP. 78,9 % der Studienteilnehmer gaben an, bereits früher eine STI gehabt zu haben, 32,1 % der in der Studie STI-positiv getesteten Teilnehmer berichteten von STI-spezifischen Symptomen im Vorfeld der in der Studie diagnostizierten STI. Ergebnisse Mindestens eine der gemessenen STI wurde bei 30,1 % der Studienpopulation diagnostiziert. Mycoplasmen wurden bei 17,0 % aller Teilnehmer diagnostiziert, gefolgt von Chlamydien mit 9,9 % und Gonokokken mit 8,9 % (Abbildung 2). Trichomonaden wurden insgesamt nur bei zwei Teilnehmern diagnostiziert. Infektionen mit Chlamydien, Gonokokken und Mycoplasmen wurden am häufigsten rektal diagnostiziert, bei Chlamydien und Mycoplasmen gefolgt von urogenitalen Infektionen, bei Gonokokken gab es auch einen höheren Anteil pharyngealer Infektionen (Abbildung 2). Bei 16,7 % der STI-positiv getesteten Studienteilnehmer wurde eine Koinfektion mit mehreren Erregern diagnostiziert. Im Einzelnen waren dies 4,6 % mit einer Koinfektion mit Chlamydien und Gonokokken, 6,1 % mit Chlamydien und Mykoplasmen, 4,0 % mit Gonokokken und Mykoplasmen und weitere 2,0 % mit allen drei Erregern. 20 % 15 % 10 % 5 % 0 % 10 1 8 2 Bei 11,1 % der STI-positiv getesteten Studienteilnehmer wurde ausschließlich pharyngeal eine STI diagnostiziert, bei 13,7 % ausschließlich urogenital, bei 50,7 % ausschließlich rektal sowie bei 24,5 % an mehreren Lokalisationen. Bei insgesamt 32,1 % aller Diagnosen berichteten die positiv getesteten Teilnehmer von STI-bezogenen Symptomen, 33,5 % bei pharyngealer Lokalisation, 31,8 % bei einer rektaler Lokalisation und 44,6 % bei einer urogenitaler Lokalisation der STI. Die Gesamt-STI-Prävalenz unterschied sich so gut wie nicht zwischen HIV-negativen und HIVpositiven MSM (30,7 % vs. 29,4 %). Dies galt auch bei einzelner Betrachtung von Chlamydien (10,1 % vs. 9,6 %) und Gonokokken (8,6 % vs. 9,2 %), bei Mycoplasmen wiesen HIV-negative MSM eine etwas erhöhte Prävalenz auf (18,4 % vs. 15,5 %). 9 5 Chlamydien Gonokokken Mykoplasmen gesamt pharyngeal rektal urogenital 6 1 Abbildung 2: STI-Prävalenz, nach Erreger und Lokalisation. 17 3 12 5 CONFERENCES 57

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