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Leseprobe CONNEXI AIDS Hepatitis Ausgabe 6-2019

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medizinisches Magazin über AIDS und Hepatitis für Fachärzte, Retrospektive vom Deutsch-Österreichischen AIDS Kongress DOEAK 2019 und der Münchner AIDS und Hepatitis Werkstatt 2019

STI IN ZEITEN VON PrEP

STI IN ZEITEN VON PrEP CONFERENCES genannt, insbesondere für Infektionen mit Neisseria gonorrhoeae und Mycoplasma genitalium. Ein Argument gegen eine Therapie aller asymptomatischen Infektion und insbesondere von pharyngealen Infektionen ist, dass diese häufiger selbstlimitierend sind. Der bei rezidivierender Therapie erhöhte Antibiotika-Verbrauch mit den damit verbundenen Nebenwirkungen auf individueller Ebene wird kritisch gesehen, evtl. auch in Hinblick auf eine Veränderung des Mikrobioms. Weiterhin wird diskutiert, ob bei nicht adäquater, häufiger Antibiotika-Therapie (z. B. zu geringe Dosen, zu geringe Compliance etc.) Resistenzen nicht gerade erst generiert werden. Zu vielen dieser Argumente liegt uns noch keine ausreichende Datengrundlage vor, um diese endgültig zu bewerten. Sicherlich bestehen hier auch Unterschiede je nach Erreger. So gilt etwa der Pharynx für Gonokokken aufgrund der bei diesen vorhandenen vielfältigen Mechanismen zur Induktion einer Antibiotika-Resistenz als wichtiges Reservoir, in dem es z. B. durch Plasmidtausch mit anderen auch kommensalen bakteriellen Erregern leichter zur Entstehung einer Antibiotika-Resistenz kommen kann als für andere STI. Auch die Auswirkungen von Antibiotika-Gaben zur Behandlung einer diagnostizierten STI (z. B. Azithromyzin-Gabe zur Behandlung von Chlamydien) auf eine andere vorliegende, aber nicht diagnostizierte STI (z. B. Mycoplasmen oder Gonokokken), die eine höhere Dosierung des eingesetzten Medikaments nötig machen würde, kann eine Induzierung oder Verstärkung von Resistenzen bewirken und macht die therapeutische Situation zusätzlich komplex. Die Ergebnisse der MSM-Screening-Studie zeigen, dass vor Beginn einer Antibiose eine möglichst detaillierte STI-Diagnostik an allen Lokalisationen durchgeführt werden sollte, um Fehlbehandlungen von Koinfektionen mit einem anderen Erreger zu vermeiden. Publikation: Jansen K, Steffen G, Ziesenis AK, Bremer V, Tiemann C. Influence of HIV and PrEP use on High STI Prevalences in MSM in Germany, 2018. CROI 2019 Literatur 1. an der Heiden, M et al. Schätzung der Zahl der HIV-Neuinfektionen und der Gesamtzahl von Menschen mit HIV in Deutschland, Stand Ende 2017. Epidemiologisches Bulletin 2018;47:509−522. 2. Dudareva-Vizule S et al. Prevalence of pharyngeal and rectal Chlamydia trachomatis and Neisseria gonorrhoeae infections among men who have sex with men in Germany. Sex Transm Infect 2014;90(1):46−51. 3. Jansen K. Syphilis in Deutschland 2017: Anstieg von Syphilis-Infektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben, setzt sich weiter fort. Epidemiologisches Bulletin 2018;46:493−504. 4. The EMIS Network, EMIS 2010: The European Men-Who- Have-Sex-With-Men Internet Survey. Findings from 38 countries. European Centre for Disease Prevention and Control: Stockholm 2013. 5. Bremer V, Brockmeyer N and Coenenberg J. S1-Leitlinie: STI/STD-Beratung, Diagnostik und Therapie, Deutsche STI- Gesellschaft (DSTIG) and R.K.I. (RKI), Editors. 2015. 6. Deutsche AIDS-Gesellschaft e.V. (DAIG), Deutsch-Österreichische Leitlinien zur HIV-Präexpositionsprophylaxe 2018. 7. Bradshaw C S et al. Syndromic management of STIs and the threat of untreatable Mycoplasma genitalium. Lancet Infect Dis 2018;18(3):251−252. 8. Bradshaw C S, Jensen J S and Waites K B. New Horizons in Mycoplasma genitalium Treatment. J Infect Dis 2017;216(suppl_2):412−419. 9. Jensen J S. Mycoplasma genitalium: yet another challenging STI. Lancet Infect Dis 2017 17(8):795−796. 10. Bundesministerium für Gesundheit. Schnellere Termine, mehr Sprechstunden, bessere Angebote für gesetzlich Versicherte: Erste Lesung des Terminservice- und Versorgungsgesetzes im Bundestag (13. Dezember 2018). 2018 20.2.2019]; Available from: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/terminservice-und-versorgungsgesetz.html. Dr. phil. Klaus Jansen Robert Koch-Institut Abteilung für Infektionsepidemiologie, FG 34 Seestraße 10, 13353 Berlin 60

SOLIDE TUMOREN BEI HIV-INFIZIERTEN Gleiche Therapie-Standards wie bei HIV-Negativen gefordert Mark Oette, Köln Bösartige Erkrankungen bei HIV-Positiven tragen dazu bei, dass Menschen mit HIV und AIDS im Vergleich zu HIV-Negativen eine höhere Sterblichkeit haben. In den letzten Jahren entwickelten sich nicht- AIDS-definierende Malignome zur zahlenmäßig dominanten Todesursache. Wesentlichen Einfluss haben Lebensstilfaktoren wie das Rauchen. Die trotz allgemein gestiegener Lebenserwartung nach wie vor hohe Sterblichkeit wird jährlich in einem deutschen HIV-Hämato-Onkologie-Symposium fokussiert. Auf dem diesjährigen DÖAK in Hamburg fand die Veranstaltung bereits zum sechsten Mal statt. In den letzten Jahren drehten sich Diskussionen um die HIV-Infektion oft um die Themen „Heilung“ und „normale Lebenserwartung“. Dies kann dazu führen, dass die Gedanken hierzu unrealistisch werden. Auch unter optimalen Bedingungen liegt die errechnete Lebenserwartung HIV-Infizierter noch bis zu zehn Jahren unter der der nicht betroffenen Bevölkerung [1]. Diese Zahl gilt jedoch nur für Patienten, die in der jüngsten Vergangenheit mit einer modernen cART begonnen haben. Insgesamt liegt die Sterblichkeit von Menschen mit HIV und AIDS 5,7-fach höher [2]. Wie bei vielen anderen Erkrankungen bestehen erhebliche Unterschiede in Abhängigkeit vom sozialen Status [1]. Unter den Erklärungen zur erniedrigten Lebenserwartung HIV-Positiver spielen neue Trends der Epidemiologie eine wichtige Rolle. Herausragend ist das bessere Verständnis der Pathophysiologie des vorzeitigen Alterns bei HIV-Patienten. Faktoren wie die dauerhafte Immunaktivierung, chronische CONFERENCES 61

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