EINFLUSSFAKTOREN Insulinresistenz und Krebs Laura Dauben 1, 2 1, 2, 3, 4 und Karsten Müssig Adipositas Bewegung Krebs Typ-2-Diabetes Ernährung © Shutterstock/tuulijumala Aktuell wird die Zahl der weltweit an Diabetes erkrankten Menschen auf 424,9 Millionen geschätzt. Allein in Deutschland leben mindestens 7,5 Millionen Menschen mit einer Diabeteserkrankung und jedes Jahr werden rund 600.000 Menschen neu mit Diabetes diagnostiziert [1, 2]. Etwa 90 % der Betroffenen leiden an einem Typ-2-Diabetes [1]. Wissenschaftler prognostizieren, dass die Zahl der an Typ-2-Diabetes Erkrankten in Deutschland in den nächsten 20 Jahren auf bis zu zwölf Millionen ansteigen wird [3]. Neben der steigenden Prävalenz für Typ-2-Diabetes konnte in den letzten Jahren ebenfalls eine Zunahme der Prävalenz und Inzidenz von Krebserkrankungen beobachtet werden. Laut Schätzungen sind allein im Jahr 2018 weltweit 18,1 Millionen Menschen neu an Krebs erkrankt und 9,6 Millionen Menschen durch eine Krebserkrankung verstorben [4]. Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Frage, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen den beiden Volkskrankheiten Typ-2-Diabetes und Krebs besteht. CONFERENCES In zahlreichen epidemiologischen Studien konnte gezeigt werden, dass Menschen mit Typ‐2- Dia betes ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung und das Voranschreiten von Krebs erkrankungen haben [5, 6]. Je nach Krebsart kann das Risiko bis um das 2,5-fache erhöht sein (z. B. für Leber- und Endometriumkarzinome) [6]. Bei der Differenzierung zwischen den einzelnen malignen Erkrankungen müssen zwei Krebsarten gesondert betrachtet werden : zum einen das Pankreas karzinom, dessen 1 Institut für Klinische Diabetologie, Deutsches Diabetes-Zentrum, Düsseldorf; 2 Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD e.V.), München-Neuherberg; 3 Klinik für Endokrinologie und Diabetologie, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf; 4 Klinik für Innere Medizin, Niels-Stensen-Kliniken, Franziskus-Hospital Harderberg 14
EINFLUSSFAKTOREN Entstehung einerseits durch eine Diabeteserkrankung begünstigt werden kann [7]. Andererseits kann sich das Pankreaskarzinom aber auch durch erhöhte Blutglukosespiegel manifestieren [8], sodass hier eine wechselseitige Beziehung besteht. Zudem ist das Prostatakarzinom zu nennen. Studien weisen darauf hin, dass ein inverser Zusammenhang zwischen einer Diabeteserkrankung und Prostatakrebs besteht [5, 9, 10]. Die genauen Gründe sind zurzeit noch unklar. Möglicherweise spielen diabetes bedingte, veränderte Testosteronspiegel eine Rolle [10]. Neben der gesteigerten Prävalenz für maligne Erkrankungen weisen Studien ebenfalls darauf hin, dass die Krebsmortalität durch eine Typ-2- Dia beteserkrankung erhöht ist [11–13]. Eine Metaanalyse ergab ein insgesamt um 41 % erhöhtes Risiko, an einer Krebserkrankung zu versterben, wenn zusätzlich ein Typ-2-Diabetes vorliegt [12]. Mögliche Einflussfaktoren Ein besonderer Fokus zur Klärung des Zusammenhangs zwischen Diabetes und Krebs gilt den Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes sowie dem Vorliegen einer Hyperinsulinämie bei gleichzeitiger Insulinresistenz im Rahmen der Diabetesentstehung beziehungsweise der Diabetestherapie (Abbildung 1). Bei der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes spielen neben der erblichen Vorbelastung auch Lebensstil- Adipositas Insulinresistenz Hyperinsulinämie Hyperglykämie + + Typ-2-Diabetes - Metformin Regelmäßige Bewegung Ausgewogene Ernährung Krebs Diabetesbedingte Komorbiditäten Abbildung 1: Möglicher Zusammenhang zwischen Typ-2-Diabetes, Adipositas und Krebs sowie begünstigende und protektive Einflussfaktoren. + Tod CONFERENCES 15
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