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Leseprobe CONNEXI Diabetes Adipositas Ausgabe 9-2019

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EINFLUSSFAKTOREN

EINFLUSSFAKTOREN CONFERENCES faktoren, wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Fehlernährung eine wichtige Rolle. Diese Faktoren führen dazu, dass schon lange vor der Manifestation des Typ-2-Diabetes eine Insulinresistenz vorliegt. Durch eine vermehrte Insulinsekretion können die Betazellen des Pankreas die Insulinresistenz der Körperzellen zunächst kompensieren, bis es mit der Zeit zu einer Abnahme der Funktion der pankreatischen Betazellen und in der Folge zu einem Anstieg der Blutglukose kommt [14]. Adipositas Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Allein in Deutschland leiden rund zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen an Übergewicht. 23 % der Deutschen weisen einen Body-Mass- Index (BMI) von ≥30 kg/m² auf [15]. Adipositas stellt einen der wichtigsten Einflussfaktoren bei der Entstehung eines Typ-2-Diabetes dar [14]. In Bezug auf die Entwicklung und den Verlauf von malignen Erkrankungen konnte ebenfalls ein Zusammenhang mit Adipositas aufgezeigt werden [16, 17]. Eine Metaanalyse ergab für adipöse Frauen ein über 50 % erhöhtes Risiko für Endometrium-, Gallenblasen- und Ösophaguskrebs. Bei Männern war das Erkrankungsrisiko für Karzinome des Ösophagus, der Schilddrüse und des Kolons durch Adipositas um ca. 25–50 % gesteigert [17]. Eine mögliche Ursache für diesen pro-karzinogenen Effekt stellt die hormonelle Wirkung des Fettgewebes dar. Adipositas führt zu einer Dysfunktion des Fettgewebes, wodurch vermehrt Hormone, wie zum Beispiel Leptin und die Entzündungsmarker Tumornekrosefaktor-alpha (TNF- ) und Interleukin-6 (IL-6), freigesetzt werden, die die Entstehung einer Insulinresistenz fördern. Gleichzeitig sinkt die Adiponektinsekretion und dadurch auch seine anti-kanzerogene Wirkung. Es kommt zu verringerter Zellapoptose sowie gesteigerter Zellproliferation und Inflammation. Diese Faktoren können die Entstehung und das Fortschreiten einer Krebserkrankung begünstigen [18, 19]. Bewegung und Ernährung Weitere Faktoren, die sich sowohl auf einen Typ– 2-Diabetes als auch eine Krebserkrankung auswirken können, sind körperliche Aktivität und Ernährung. Regelmäßige Bewegung steigert zum einen die Insulinsensitivität der Körperzellen und trägt gleichzeitig zu einer moderaten Gewichtsreduktion beziehungsweise zur Vermeidung von Übergewicht bei. In einer Metaanalyse konnte am Beispiel des Pankreaskarzinoms gezeigt werden, dass körperliche Aktivität auch bei malignen Erkrankungen eine protektive Wirkung hat. Dabei führte eine gesteigerte körperliche Aktivität über den gesamten Tag gesehen ebenso wie eine berufsbedingt gesteigerte Aktivität zu einem um etwa 25 % verminderten Risiko für das Auftreten eines Pankreaskarzinoms [20]. Bei Betrachtung der Krebsmortalität ergab sich zudem ein Zusammenhang zwischen erhöhtem Fernsehkonsum und dem Risiko, an einer Krebserkrankung zu versterben [21]. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch hier das Vorliegen einer Insulinresistenz, bedingt durch eine geringe körperliche Aktivität, eine Rolle spielen könnte. Ähnlich verhält es sich mit einer ausgewogenen und vollwertigen Ernährung. In mehreren Studien ergab sich ein inverser Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Vollkornprodukten, Ballaststoffen, Obst und Gemüse und dem Risiko für einzelne Krebsarten [22–24]. Neben diesen Lebensmittelgruppen geht auch ein regelmäßiger Kaffeekonsum mit einer schützenden Wirkung gegen die Entstehung von malignen Erkrankungen [25] und Typ-2-Diabetes [26] einher. Die Ergebnisse einer Metaanalyse von Yu et al. (2011) zeigen eine Risikoreduktion von bis zu 18 % für die Krebsinzidenz durch den Konsum von Kaffee [25]. Dieser Effekt 16

EINFLUSSFAKTOREN konnte sowohl für koffeinhaltigen als auch entkoffeinierten Kaffee nachgewiesen werden, sodass sehr wahrscheinlich auch die im Kaffee enthaltenen Bitterstoffe und Flavonoide zur protektiven Wirkung des Kaffees beitragen [26]. Umweltfaktoren Auch äußere Faktoren wie zum Beispiel Lärm und Luftverschmutzung werden mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Typ-2-Diabetes [27, 28] und Krebs in Zusammenhang gebracht [29–31]. Allerdings ist die Studienlage sehr heterogen, sodass weitere Untersuchungen notwendig sind, um Aussagen bezüglich des Einflusses von Umweltfaktoren treffen zu können. Prof. Dr. med. Karsten Müssig Karsten.Muessig@niels-stensen-kliniken.de Einfluss der Diabetestherapie Neben diesen Einflussgrößen scheint die Diabetestherapie das Entstehen von malignen Erkrankungen zu beeinflussen. Besonders die Behandlung mit Substanzen, die den endogenen oder exogenen Insulinspiegel erhöhen und dadurch eine Hyperinsulinämie erzeugen, wie Sulfonylharnstoffe und Insulin, ist mit einer Risikoerhöhung assoziiert. So konnte in einer großangelegten retrospektiven Kohortenstudie ein erhöhtes Krebsrisiko für Patienten mit einer Sulfonylharnstoff-Monotherapie sowie für Patienten mit einem insulinbehandelten Typ-2-Diabetes nachgewiesen werden [32]. Auch in Bezug auf die Krebsmortalität war das Risiko bei Typ-2-Diabetespatienten durch die Einnahme von Sulfonylharnstoffen und Insulin im Vergleich zu Betroffenen mit einer Metformin therapie erhöht [33]. Die Insulinart scheint dabei keine spezifische Auswirkung auf das Risiko zu haben. Zwar wurde die Verwendung des langwirksamen Analoginsulins Insulin glargin in den vergangenen Jahren bezüglich eines erhöhten Krebsrisikos kontrovers diskutiert [34]. Eine großangelegte randomisierte, kontrollierte Studie ergab jedoch keinen Laura Dauben laura.dauben@ddz.de Hinweis auf ein erhöhtes Krebsrisiko unter Insulin glargin [35]. Im Gegensatz dazu weisen insulinsensitivierende Antidiabetika wie Metformin eine protektive Wirkung auf Krebserkrankungen und -mortalität auf [32, 36, 37]. In einer Kohortenstudie wurde eine Risikoreduktion um fast 40 % durch die Einnahme von Metformin beobachtet [36]. CONFERENCES 17

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