HILFEN IM ALTER dend sind Passgenauigkeit, Anwendungsfreundlichkeit und Integration in das Helfersystem der Menschen. Zweckmäßig und handhabbar Als handlungsleitend für das Management des Diabetes mellitus bei älteren Menschen hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft die S2k-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter [2] heraus gegeben. Ein maßgeblicher roter Faden darin ist die Unterscheidung in die Phasen funktioneller Unabhängigkeit, leichter funktioneller Abhängigkeit sowie der starken funktionellen Abhängigkeit bis hin zur palliativen Situation. Nur bei Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedarfe der Menschen können die Therapieempfehlungen die angestrebte Compliance erreichen. Vor dem Hintergrund dieser Systematisierung ist auch die Nutzbarkeit von technologiebasierten Unterstützungslösungen an zuschauen. Gleichzeitig gilt es, elementare Kriterien zu berücksichtigen, die für die generelle Sinnhaftigkeit zu erfüllen sind (siehe Tabelle 1). So grundsätzlich die Kriterien auch formuliert sind – es dürfte wenig Zweifel daran bestehen, dass viele der bereits entwickelten Lösungen die Potenziale aufweisen, zur Verbesserung des Diabetesmanagements beizutragen. Im Zuge der Arbeit an der S2k-Leitlinie sowie über Praktiker- Befragungen durch die Gremien der AG Geriatrie und Pflege wurden Einschätzungen zur Anwendbarkeit verschiedener technologischer Lösungen und Systeme vorgenommen, auf die im Folgenden näher eingegangen wird. Auf die Details kommt es an Die S2k-Leitlinie unterscheidet in „mechanische“, „technische“ und „elektronische“ Hilfsmittel. Die Tabelle 2 zeigt den entsprechenden Auszug aus der Leitlinie, inklusive erster Bewertungen zur Eignung der Hilfsmittel. Tabelle 1: Kriterien für die Anwendbarkeit von eHealth-Lösungen Bezug zur Versorgungslücke Nutzen Akzeptanz Qualitätssicherung Es gibt etwas zu verbessern und darauf wird abgezielt. „Etwas ist besser als nichts“ Schneller? Einfacher? MEHR an Leistung? Erreichbarkeit individueller Zielvorstellungen Nutzbarkeit, Verständlichkeit, Bedienerfreundlichkeit, Effekt Im Benchmark bestehen, Dokumentation CONFERENCES Einhaltung ethischer Prinzipien Orientierung am aktuellen fachlichen Kenntnis stand Transparenz Arbeitserleichterung Auf selbem Niveau wie in der Präsenzbetreuung! Keine grundsätzlichen Abstriche am Standard von Leitlinien und (Experten-) Standards! Nachvollziehbarkeit des Versorgungsprinzips (als Basis der Übertragbarkeit) Entlastung der Teams aus Medizin und Pflege als inzwischen besonders wichtiges Kriterium Quelle: Arbeitskreis Telemedizin und Telematik der Arbeitsgemeinschaft Geriatrie und Pflege der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Mai 2019 24
HILFEN IM ALTER Tabelle 2: Systematisierung der technologiebasierten Hilfsmittel gemäß S2k-Leitlinie Mechanische Hilfsmittel • Lupen und andere Sehhilfen, sprechendes Blutglukosemessgerät (sehr geeignet) • Blutglukosemessgeräte ohne Kalibrierung mit großem Display und einfacher Bedienung (sehr geeignet) • Insulin-Pens mit einfacher Auslösung und geringem Daumendruck (sehr geeignet) • Schritt-für-Schritt-Anleitungen in Alltagsgegenstände integriert (sehr geeignet) • Medikamentendosetten mit Wochenvorrat (sehr geeignet) Technische Hilfsmittel für ältere Menschen mit Diabetes im erweiterten Sinne • Automatische Blutdruckmessgeräte, präferenziell mit Oberarmmanschette und elektrischer Pumpe • Gehhilfen bei Polyneuropathie und/oder Gebrechlichkeit (zum Beispiel Gehbock, Rollator) • Frakturprävention (zum Beispiel Safehip- Schutz hosen/Hüftprotektoren, Antirutsch socken) Elektronische Hilfsmittel • PC-Programme zur Analyse erhobener Messwerte und Daten (teilweise geeignet) • Apps zur Verbesserung der Therapietreue (teilweise geeignet) • Apps zum Datenmanagement und Blutglukosesteuerung (teilweise geeignet) • Technische Hilfen zur Erinnerung an Medikamenteneinnahme oder Insulin- Injektion (teilweise geeignet) • Automatische Beleuchtungen mit Bewegungssensoren zur Sturzvermeidung (sehr geeignet) • Sensormatten oder RFID-/GPS-Systeme zur Sicherheitsverbesserung beispielsweise bei Demenzerkrankung (bedingt geeignet) Quelle: S2k-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Februar 2019 Mit dem Ziel, die Praxistauglichkeit der Hilfsmittel einer aktuellen Reflexion zu unterziehen, wurden im Frühjahr 2019 über den Arbeitskreis Telemedizin und Telematik die Leitungen von zwölf größeren Pflegediensten gebeten, Hinweise zu geben, welche Aspekte für die Anwendbarkeit in der täglichen Versorgungssituation wichtig sind. Die Ergebnisse dieser – selbstverständlich in keinster Weise repräsentativen – Erhebung zeigen auf, worauf im weiteren Entwicklungsprozess jeweils zu achten sein dürfte. Mechanische Hilfsmittel Lupen und sonstige Sehhilfen werden sehr geschätzt. Wichtig ist aber eben auch, dass die angezeigten Werte lange genug sichtbar beziehungsweise wahrnehmbar sind. Selbiges gilt für die „sprechenden“ Blutglukosemessgeräte – wünschenswert wäre hier, wenn sich der Information zum Messwert auch direkt eine Handlungsempfehlung anschließen würde. Dass Insulin-Pens einfach auszulösen sind und es dabei nur geringen Daumendrucks bedarf – das passt; wichtig ist aber auch, dass das Display ausreichend groß und mit leuchtenden Ziffern versehen ist. Vielfach scheitert die selbstständige Nutzung auch daran, dass die Patienten die Teststreifen aufgrund motorischer Einschränkungen nicht aus der Packung herausbekommen. Hier scheint Optimierungsbedarf zu bestehen. Ähnlich verhält es sich mit den sehr sinnvollen Medikamentendosetten mit Wochenvorrat – es muss aber einen Beteiligten im Betreuungsprozess geben, der über die erforderliche Feinmotorik beim Öffnen der Behältnisse verfügt. Technische Hilfsmittel Die automatischen Blutdruckmessgeräte, präferenziell mit Oberarmmanschette und elektrischer CONFERENCES 25
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