EASD 2019 CONFERENCES News Neues nicht-invasives Verfahren Neuer Marker zur Vorhersage von Prädiabetes Eine neuartige Methode zur Identifikation von AGEs (Advanced Glycation Endproducts) in der Augenlinse könnte eine frühe Diagnose des Typ- 2-Diabetes ermöglichen und sogar schon im Stadium des Prädiabetes die gestörte Glucosetoleranz erkennen. In einer Pilotstudie mit insgesamt 60 Teilnehmern untersuchte Dr. Mitra Tavakoli von der Universität Exeter das Ausmaß der Autofluoreszenz in der Augenlinse. Diese ist abhängig von der Menge der dort abgelagerten AGE. Ein neu entwickeltes Biomikroskop fokussiert einen blauen Lichtstrahl auf die Augenlinse und misst die Autofluoreszenz im reflektierten grünen Licht. An der Studie nahmen 20 Patienten mit Typ- 2-Diabetes, 20 Personen mit Prädiabetes und 20 gesunde Kontrollpersonen teil. Die Autofluoreszenz war nicht nur bei den Diabetespatienten, sondern bereits bei den Personen mit Prädiabetes signifikant erhöht und korrelierte mit den Blutzuckerspiegeln. Wenn sich die Ergebnisse der Pilotstudie in weiteren Studien bestätigen, stünde hier eine neue, nicht-invasive Methode zur Verfügung, um eine gestörte Glucosetoleranz zu diagnostizieren. Quellen: 1. Pressemitteilung der EASD vom 18.09.2019 im Rahmen der Jahrestagung der EASD in Barcelona 2019 2. M. Tavakoli: Non-invasive measurements of Advanced Glycation Endproducts (AGEs) in the crystalline lens of the eye can distinguish subjects with prediabetes and type 2 diabetes, Poster-Präsentation anlässlich Rahmen der Jahrestagung der EASD in Barcelona 2019 Gewichtung von Risikofaktoren Adipositas wichtigste Säule bei Primärprävention Die Prävalenz des Diabetes Typ 2 nimmt weltweit zu: Im Jahr 2017 wurde die Zahl der Patienten weltweit auf 425 Millionen geschätzt, bis 2045 soll die Zahl auf über 600 Millionen ansteigen. Zur Primärprävention wird empfohlen, ein normales Körpergewicht zu halten und einen aktiven („gesunden“) Lebensstil zu pflegen. Allerdings besteht auch eine starke genetische Komponente, die den Einfluss des Lebensstils beeinflussen könnte. Dr. Hermina Jakupovic und Kollegen aus Kopenhagen untersuchten den Einfluss verschiedener Risikofaktoren auf das T2D-Risiko in einer Kohorte von 9.556 Personen aus der Kohorte der „Danish prospective Diet, Cancer and Health”-Studie. Es handelte sich bereits um eine Risikogruppe, denn im Laufe der Beobachtungszeit von durchschnittlich 14,7 Jahren entwickelten 49,5 % einen Diabetes Typ 2. Der Lebensstil hatte einen eher geringen Einfluss – das Risiko der „ungesund lebenden“ Personen lag um 20 % höher als das der „gesund lebenden“. Personen mit hohem genetischem Risiko hatten ein doppelt so hohes Risiko wie Personen mit niedrigem genetischem Risiko. Das Körpergewicht jedoch erhöhte das Risiko für einen T2D erheblich: Ein BMI >30 kg/m 2 erhöhte das Risiko um Faktor 5,8 im Vergleich zum Normalgewicht. Die Autoren schließen aus ihren Daten, dass die Verhinderung bzw. Behandlung des starken Übergewichts die wichtigste Säule zur Primärprävention von Diabetes Typ 2 darstellt. Quellen: 1. Pressemitteilung der EASD vom 18.09.2019 im Rahmen der Jahrestagung der EASD in Barcelona 2019 2. Jakupovic H et al.: Genetic predisposition contribute to the risk of incident type 2 diabetes – Danish population-based prospective cohort study, Poster-Präsentation anlässlich Rahmen der Jahrestagung der EASD in Barcelona 2019 50
CHMP-EMPFEHLUNG Glucagon als Nasenspray zur Behandlung schwerer Hypoglykämien Hypoglykämien sind bei Diabetespatienten häufiger, als vielen Menschen bewusst ist. So erleiden innerhalb eines Zeitraums von vier Wochen zum Beispiel vier von fünf Typ-1-Patienten, aber auch fast zwei Fünftel der mit Insulin behandelten Typ-2-Patienten eine Unterzuckerung. Ein großer Teil dieser Ereignisse erfordert Fremdhilfe, ist also schwer: bei Typ-1-Patienten in jedem zehnten Fall und bei Typ-2-Patienten in jedem zwanzigsten. Unterzuckerungen sind also für viele Diabetespatienten immer noch eine schwer verdauliche Erfahrung: „Wer schon einmal eine schwere Hypoglykämie erlebt hat, möchte das nicht wieder durchmachen, denn es handelt sich um ein sehr belastendes Erlebnis“, berichtete Prof. Dr. med. Werner Kern, Diabetologe aus Ulm. Viele Betroffene plagt nach einem solchen Ereignis die Angst, es könnte sich wiederholen. Die Angst vor der nächsten Unterzuckerung ist aufgrund der gerade genannten Zahlen auch nicht unberechtigt. Zwar werden viele Hypoglykämien von den Betroffenen gar nicht bemerkt. Blutzuckerwerte unter 60 mg/dl bemerkte zum Beispiel bei einer Beobachtung über drei Tage jeder zweite Patient mit Typ-2- und zwei Drittel der Typ-1-Patienten nicht. Das war nachts dreimal so oft der Fall wie tagsüber. Wichtig: Auch nächtliche, verschlafene Unterzuckerungen haben Folgen – sie können nicht nur den Schlaf der Patienten beeinträchtigen, sondern am nächsten Tag auch seine kognitiven Leistungen. Zudem steigt bei häufiger auftretenden Hypoglykämien das Risiko für die Entwicklung einer Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung. Schwere Unterzuckerungen können darüber hinaus langfristig das Risiko erhöhen, eine Demenz zu entwickeln. Eine gute Stoffwechseleinstellung aber lohnt sich offenbar: „Eine gute Blutzuckereinstellung schützt das Gehirn offenbar vor den Auswirkungen leichter und auch schwerer Unterzuckerungen“, so Kern. Der Gedanke dagegen, einfach höhere Werte in Kauf zu nehmen, um keine Hypoglykämie zu riskieren, bringt keine Lösung, wie Kern berichtete. „Befragungen haben gezeigt, dass schlecht eingestellte Patienten mit einem HbA1c von 9 % nicht weniger Hypoglykämien haben als die gut eingestellten.“ Außer den Patienten leiden auch die Angehörigen – nach dem Miterleben einer schweren Hypoglykämie sind sie oft traumatisiert und achten ständig auf ihren Patienten, um bei Bedarf frühzeitig eingreifen zu können. Das könnte demnächst leichter werden: Der Ausschuss für Humanarzneimittel (Committee for Medicinal Products for Human Use, CHMP) hat der Europäischen Arzneimittelagentur am 18.10.2019 die Zulassung von Glucagon als Nasenspray zur Behandlung schwerer Unterzuckerungen empfohlen. Glucagon erhöht den Blutzucker, indem es zum Beispiel die Glukoseausschüttung der Leber stimuliert. Das Präparat soll als nasales Pulver (3 mg) erhältlich sein. Erhofft wird eine Zulassung für Patienten ab einem Alter von vier Jahren. In den USA erfolgte die Zulassung durch die U.S. Food and Drug Adminstration (FDA) bereits im Juli 2019. Quellen: 1. Arznei-News.de vom 18.10.2019 (zur Zulassungsempfehlung) 2. Pressemitteilung „Hypoglykämien: Patienten vorbereiten, Folgen minimieren“, Juni 2019, von Lilly DeutschlandGmbH 3. https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/summaries-opinion/baqsimi INDUSTRY Regulatory Affairs 51
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