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Leseprobe CONNEXI Diabetes Adipositas Ausgabe 9-2019

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DIABETES

DIABETES 2019 Frauen im Fokus: Diabetes-Patientinnen haben ein höheres Mortalitätsrisiko Die Diabetesforschung der letzten Jahre hat durch praxisrelevante Ergebnisse kontinuierlich zur Verbesserung der Patientenversorgung beigetragen. Aktuellste Daten, die auf dem 54. Kongress der Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG) in Berlin sowie dem EASD in Barcelona präsentiert wurden, spiegeln das breite Themenspektrum und die Dynamik des Fachgebietes wider − von der Diskussion zur Diabetesklassifikation über Lebererkrankungen bis zu Heilungschancen bei Diabetes. Der Vorschlag einer neuen Einteilung in fünf Diabetestypen hat in diesem Heft neben Beiträgen zu Pathomechanismen, zu Diabetes bei Kindern und Jugendlichen, bei Älteren und zu neuen Therapieoptionen seinen eigenen Raum. Zu den wichtigen Themen, die in diesem Jahr auf dem Fachkongress besprochen wurden, zählten auch genderspezifische Aspekte der Diabetes-Erkrankung. Frauen wurden als besondere Risikogruppe identifiziert. Geschlechtsbezogene Aspekte des Diabetes …und sie haben ein höheres Sterberisiko CONFERENCES In der langen Historie der Diabetesforschung wurden mittlerweile ausgeprägte Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowohl in der Entstehung des Diabetes als auch im Verlauf der Erkrankung aufgedeckt. Diese sind jedoch noch immer nicht ausreichend untersucht, wie Professor Dr. med. Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie an der Heinrich-Heine-Universität und am Universitätsklinikum Düsseldorf und diesjähriger Präsident des deutschen Diabeteskongresses, berichtete. Es sei deshalb erforderlich, auch Risikofaktoren und Begleiterkrankungen bei Diabetespatienten und -patientinnen geschlechtsspezifisch zu betrachten. Bauchfett ist bei Frauen gefährlicher… Zwar besteht für übergewichtige Menschen beiderlei Geschlechts ein erhöhtes Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Aber Frauen werden im Allgemeinen häufiger übergewichtig und auch fettleibig. Ein hoher Bauchfettanteil stellt bei Frauen einen stärkeren Risikofaktor für Diabetes dar als bei Männern, obwohl Letztere häufiger die als Stoffwechselgefahr bekannte bauchbetonte Fettverteilung entwickeln. Patientinnen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes entwickeln zudem häufiger Folgeerkrankungen als männ liche Diabetiker. Das hat Auswirkungen auf die Lebenserwartung: Sie ist bei Frauen mit Dia betes deutlich niedriger als bei zuckerkranken Männern. Wie die Leiterin des Klinischen Studien zen trums am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf Privatdozentin Dr. med. Julia Szendrö di in der Pressekonferenz erklärte, habe man in allen Altersgruppen für Frauen eine höhere diabetesbedingte Sterberate festgestellt als bei Männern, wobei der Unterschied in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen am auffälligsten ist. So wurde in Deutschland bei Männern mit Typ‐2-Dia betes eine rund 2,8-fach höhere Sterberate als bei Gesunden festgestellt. Bei Frauen dagegen war das Risiko 4,2- fach erhöht. Diese Differenzen stellen aber offenbar kein Naturgesetz dar. Denn entsprechende Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Übersterblichkeit von Diabetespatientinnen in Deutschland höher ist als beispielsweise in Schweden – und dies, obwohl die Gesundheitsversorgung beider Länder vergleichbar ist. 90-fach höheres kardiovaskuläres Risiko Bei Diabetikerinnen ist die Sterblichkeit neben anderen Ursachen aufgrund von Herz-Kreis- 6

DIABETES 2019 © Science Photo Library/Gustoimages lauf-Erkrankungen erheblich erhöht. „Selbst bei Berücksichtigung aller anderen Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Blutfettwerte und Rauchen haben Frauen mit Diabetes im Vergleich zu betroffenen Männern ein um 27 % höheres Risiko für einen Schlaganfall und ein um 44 % höheres Risiko, eine koronare Herzkrankheit zu erleiden“, betonte die Diabetologin. Die erhöhte Belastung gilt für Frauen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2. Wer schon in früher Kindheit erkrankte, bei dem ist die Gefahr für die Entwicklung einer schweren kardiovaskulären Erkrankung sogar bis zu 90-fach höher als bei Frauen ohne Diabetes. Daten der Deutschen Diabetes-Studie am Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf zeigen zudem, dass viele Frauen trotz optimaler Behandlungsbedingungen ihre Zielwerte für Blutzucker, Blutdruck- und Blutfettwerte nicht erreichen. Das könnte ein Grund für das höhere kardiovaskuläre Risiko sein. PCOS ist mit hohem Diabetesrisiko assoziiert PCOS steht für Polyzystisches Ovarialsyndrom und wird auch als „Diabetes bärtiger Frauen“ bezeichnet. Privatdozentin Dr. med. Susanne Reger-Tan beschäftigt sich schon länger mit diesem Krankheitsbild und erklärte: „Diabetes bärtiger Frauen“ weist schon auf den Zusammenhang zwischen einem gestörten Glukosestoffwechsel und den Geschlechtshormonen der betroffenen Frauen hin. Das Diabetesrisiko von Frauen mit PCOS ist so hoch, dass sie darüber aufgeklärt werden sollten, empfiehlt die Oberärztin an der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen am Universitätsklinikum Essen. Zudem sollten die behandelnden Ärzte bei diesen Patientinnen neben den aktuellen Beschwerden auf die konsequente Überwachung und gegebenenfalls Therapie der metabolischen Komplikationen des PCOS achten, so Reger-Tan. Gestörter Hormonhaushalt Die Aufklärung ist deshalb wichtig, weil die Krankheit in der Bevölkerung zwar nur wenig bekannt ist, aber zum einen weitreichenden Einfluss auf das Leben vieler betroffener Frauen hat und zum anderen häufig ist: Jede achte junge Frau ist davon betroffen. Das entspricht einer Prävalenz von 15 %. Das Risiko für eine Frau mit PCOS einen Diabetes zu entwickeln, ist um das 2- bis 9-Fache erhöht. Wie der bei Frauen mit PCOS oft zu sehende Bartflaum zeigt, ist bei ihnen der Geschlechtshormonhaushalt gestört. Der Grund dafür sind zu viele männliche Hormone. Diese bewirken entsprechende, wenn auch stark variierende, Veränderungen des äußeren Erscheinungsbildes. Außerdem führt das Phänomen vielfach zu einer Hemmung des Eisprungs. Die männlichen Hormone können außerdem zu einem frühen Haarausfall führen, während gleichzeitig die Körperbehaarung, ebenfalls nach männlichem Verteilungsmuster, zunimmt. Bei vielen betroffenen Frauen tritt zudem die Menstruationsblutung verspätet ein oder fällt ganz aus. Dementsprechend leiden die Frauen oft unter einer verringerten Fruchtbarkeit. CONFERENCES 7

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