ATHEROSKLEROSE CONFERENCES genutzt worden [9]. Die Ergebnisse dieser Studien sind vielversprechend, insgesamt steckt eine solche Impfstrategie aber noch in den Kinderschuhen. Im letzten Jahr hat eine Studie für erhebliches Aufsehen gesorgt, bei der durch eine Therapie gegen Interleukin-1 (Canakinumab) erstmals kardiovaskuläre Ereignisse bei Patienten reduziert werden konnten [10]. Auch die Akut-Phase- Reaktion, eine unspezifische Immunantwort im Rahmen einer Entzündung, könnte zukünftig Ziel neuer Medikamente sein. Der Einfluss der Akut- Phase-Reaktion auf die Atherosklerose konnte von uns bereits in präklinischen Modellen sowie in genetischen As soziationsstudien bei Patienten identifiziert werden [11]. Wo stehen wir beim Verständnis und der Therapie der Atherosklerose? Die Pathogenese der Atherosklerose wird heute als multifaktorieller Prozess verstanden. Risikofaktoren wie Rauchen und Vorerkrankungen wie Diabetes, Hypertonie, erhöhte Cholesterinwerte aber auch systemische Entzündung bestimmen das individuelle Risiko der Patienten und führen über eine Vielzahl immunologischer Prozesse zum Entstehen und Fortschreiten atherosklerotischer Plaques in der arteriellen Gefäßwand. Eine medikamentöse Therapie der Vorerkrankungen (z. B. Cholesterin- Senkung durch Statine) wird bereits seit Jahrzehnten durchgeführt, aber auch eine medikamentöse Hemmung chronisch entzündlicher Prozesse in der Gefäßwand kann aufgrund der aktuellen Studienlage ein Therapieziel sein. Allerdings muss Inflammation nicht unbedingt immer einen negativen Einfluss auf die Gefäße haben. So konnte unter anderem unsere Arbeitsgruppe in den letzten Jahren in präklinischen Modellen durch eine spezifische Stimulation von Immunrezeptoren zur Pathogenerkennung (Toll-like-Rezeptor) zeigen, dass durch eine kurzfristig gesteigerte Inflammation die Neubildung und Reparatur von Blutgefäßen vorangetrieben wird [12,13]. Zukünftig bieten diese neuen Befunde Potenzial für eine verbesserte Therapie von kardiovaskulären Patienten. Referenzen 1. Virchow RLK. Der artheromatöse Prozess der Arterie. Wiener Medizinische Wochenschrift 1856; 51. 2. Ridker PM, Glynn RJ, Hennekens CH. C-reactive protein adds to the predictive value of total and HDL cholesterol in determining risk of first myocardial infarction. Circulation 1998; 97: 2007–11. 3. Ridker PM, Cannon CP, Morrow D et al. C-reactive protein levels and outcomes after statin therapy. N Engl J Med 2005; 352: 20–8. 4. Solomon DH, Karlson EW, Rimm EB et al. Cardiovascular morbidity and mortality in women diagnosed with rheumatoid arthritis. Circulation 2003;107: 1303–7. 5. Eberhard J, Grote K, Luchtefeld M et al. Experimental gingivitis induces systemic inflammatory markers in young healthy individuals: a single-subject interventional study. PLoS One 2013; 8: e55265. 6. Tonetti MS, D‘Aiuto F, Nibali L et al. Treatment of periodontitis and endothelial function. N Engl J Med 2007; 356: 911–20. 7. Andraws R, Berger JS, Brown DL. Effects of antibiotic therapy on outcomes of patients with coronary artery disease: a meta-analysis of randomized controlled trials. JAMA 2005; 293: 2641–7. 8. Ciszewski A, Bilinska ZT, Brydak LB et al. Influenza vaccination in secondary prevention from coronary ischaemic events in coronary artery disease: FLUCAD study. Eur Heart J 2008; 29: 1350–8. 9. García-González V, Delgado-Coello B, Pérez-Torres A, Mas- Oliva J. Reality of a Vaccine in the Prevention and Treatment of Atherosclerosis. Arch Med Res 2015; 46: 427–37. 10. Ridker PM, Everett BM, Thuren T et al.; CANTOS Trial Group. Antiinflammatory therapy with canakinumab for atherosclerotic disease. N Engl J Med 2017; 377: 1119–31. 11. Luchtefeld M, Schunkert H, Stoll M et al. Signal transducer of inflammation gp130 modulates atherosclerosis in mice and man. J Exp Med 2007; 204: 1935–44. 12. Grote K, Schuett H, Salguero G et al. Toll-like receptor 2/6 stimulation promotes angiogenesis via GM-CSF as a potential strategy for immune defense and tissue regeneration. Blood 2010; 115: 2543–52. Toll-like receptor 2/6 agonist macrophage-activating lipopeptide-2 promotes reendothelialization and inhibits neointima formation after vascular injury. Arterioscler Thromb Vasc Biol 2013; 33: 2097–104. 38
THROMBO-INFLAMMATION Die Rolle der T-Zellen beim ischämischen Schlaganfall Christoph Kleinschnitz, Essen Alle zwei Minuten erleidet ein Mensch in Deutschland einen Schlaganfall. Die Hauptursache für Schlaganfälle ist ein thrombotischer Verschluss von Gehirngefäßen. Primäres Therapieziel ist es, diese Blutgerinnsel aufzulösen und somit die Sauerstoffversorgung des Gehirns wiederherzustellen. Dazu stehen die intravenöse Thrombolyse mit rekombinantem gewebespezifischem Plasminogenaktivator (rt-PA) oder seit wenigen Jahren auch die endovaskuläre mechanische Thrombektomie zur Verfügung. Doch häufig kommt es bei den Patienten trotz erfolgreicher Rekanalisation der Gehirngefäße im Verlauf von wenigen Tagen zu einem weiteren sekundären Größenwachstum des ischämischen Infarktvolumens. Dies beruht vor allem auf dem sich entwickelnden Hirnödem sowie begleitenden inflammatorischen Prozessen. Der Schlaganfall ist also keine rein thrombotische Erkrankung, sondern ein Zusammenspiel von Bestandteilen der Blutgerinnung mit Entzündungszellen und dem Gefäßendothel. Dieses Konzept wird seit einigen Jahren als Thrombo-Inflammation bezeichnet. Jeder ischämische Schlaganfall führt auch zur Aktivierung des Immunsystems und zur Ausbildung einer sterilen lokalen Entzündungsreaktion im Gehirn. Zellen des Immunsystems interagieren über Adhäsionsmoleküle mit dem Gefäßendothel und wandern anschließend in einer zeitlich definierten Abfolge über die Blut-Hirn-Schranke in das ischämische Hirngewebe ein. Zu diesen Immunzellen gehören auch die T-Lymphozyten (T-Zellen), die gemeinsam mit den B-Lymphozyten die erworbene (adaptive) Immunantwort darstellen. Unsere Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass T-Zellen die Schlaganfallausbreitung massiv fördern [1]. RAG1- Knockout-Mäuse, denen wegen eines genetischen Defekts B- und T-Zellen fehlen, bekommen kleinere Schlaganfälle als normale Artgenossen. Außerdem entwickeln sie nach dem Schlaganfall weniger neurologische Ausfallerscheinungen wie zum Beispiel Lähmungen. Injiziert man diesen genetisch veränderten Mäusen vor dem Schlaganfall T-Zellen, entwickeln sie wieder gleich große Infarkte wie normale Mäuse. Im Gegensatz dazu haben B-Zellen keinen Einfluss auf die Schlaganfallgröße [1, 2]. Regulatorische T-Zellen Eine Untergruppe der T-Zellen sind die regulatorischen T-Zellen. Diese sind eigentlich dafür da, allzu starke Immunreaktionen des Körpers einzu- CONFERENCES 39
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