PERIOPERATIV- UND KURZZEITERGEBNISSE Roboter-assistierte Nierenlebendspende Maximilian Brunotte 1 , Annette Bachmann 2 , Tom Lindner 2 , Do Hoang Minh 3 , Jens-Uwe Stolzenburg 3 , Daniel Seehofer 1 , Robert Sucher 1 CONFERENCES Die Nierentransplantation ist die effektivste und kostengünstigste Therapie der chronisch terminalen Niereninsuffizienz. Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit der postmortalen Nierenspende und der Nierenlebendspende. Auf Grund der allgemeinen Organknappheit und der langen Wartezeit werden von Patienten und deren Angehörigen zunehmend Lebendspenden erwünscht. Die erste erfolgreiche Nierentransplantation bei einem Menschen wurde 1954 in Boston nach einer Lebendspende durchgeführt [1]. Da es sich hier beim Spender um den eineiigen Zwillingsbruder handelte, musste der Empfänger nicht immunsupprimiert werden. Seit Beginn der 1960er-Jahre haben moderne Operationstechniken und neue medikamentöse Therapiestrategien wesentlich zur Verbesserung des Erfolgs nach Nierentransplantation beigetragen. Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 1.653 Nieren nach postmortaler Organspende und 638 nach einer Lebendspende transplantiert. Zu diesem Zeitpunkt warteten rund 8.000 Patienten auf ein Spenderorgan (www.dso.de). Eine Lebendspende wird nach genauer medizinischer und psychologischer Evaluation des Spenderpaares durchgeführt [2]. Der Spender sollte allgemein gesund sein, und eine glomeruläre Filtrationsrate (GFR) von über 90 ml/min/1,73 m 2 aufweisen. Bei ungleicher Nierenfunktion wird das Organ mit der schlechteren Leistung für die Transplantation verwendet. Eine normale Gefäßversorgung der Spender- Die Autoren: 1 Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thoraxund Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig 2 Klinik und Poliklinik für Endokrinologie und Nephrologie, Universitätsklinikum Leipzig 3 Klinik und Poliklinik für Urologie, Universitätsklinikum Leipzig 32
PERIOPERATIV- UND KURZZEITERGEBNISSE niere mit einer Nierenarterie und einer Nierenvene ist vorteilhaft für die Transplantation. Eine Mehrgefäßversorgung stellt allerdings keine Kontraindikation für eine Transplantation dar (Tabelle 1). Ebenso kann auch eine Transplantation bei ABO-Blutgruppeninkompatibilität mit entsprechender Vorbehandlung erfolgreich durchgeführt werden. In Deutschland muss vor einer Lebendnierenspende eine Zustimmung der Lebendspendekommission der zuständigen Landesärztekammer eingeholt werden. In den meisten deutschen Transplantationszentren erfolgt die Spender-Nephrektomie in total laparoskopischer oder handassistierter Hybridtechnik [3]. Die Bergung des Transplantats erfolgt entweder über den Handport (bei der Hybrid- Technik), einen Pfannenstiel-Schnitt oder einen Pararektalschnitt. Diese minimal invasive Operationsmethode weist gegenüber der konventionell offenen Spenderoperation zahlreiche Vorteile auf. Insbesondere werden postoperative Schmerzen und die Länge des Krankenhausaufenthaltes deutlich reduziert, was dem Spender einen schnelleren Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag ermöglicht [4]. Im Jahr 2002 wurden erste Patientendaten über die roboterassistierte Spender-Nephrektomie publiziert [5]. Das dafür verwendete Da Vinci-Operationssystem bietet dem Chirurgen eine 3D-Sicht und optische Vergrößerung des OP-Situs und eine hohe Bewegungsfreiheit der Roboterarme im Operationssitus. Erste Daten zeigten, dass diese neue Operationsmethode im Vergleich zur Laparoskopie gleich gute Ergebnisse liefert [6]. Ergebnisse am Universitätsklinikum Leipzig Seit November 2013 wird in unserem Zentrum die Nierenlebendspende ebenfalls roboterassistiert durchgeführt. Bis Mai 2018 wurden insgesamt 37 Patienten mit dieser Methode operiert Tabelle 1: Übersicht über die präoperative Evaluation des nierenspendenden Patienten. Nierenfunktion Kardiovaskuläre Risikofaktoren Metabolische Risikofaktoren Virusserologie Anatomie und Gefäßversorgung Tumoranamnese Anamnese auf genetische Erkrankungen in der Familie Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) von 90 ml/min per 1,73m 2 , seitengetrennte Isotopenclearance, Albuminurie, Hämaturie, Nierensteinleiden Hypertonie, Myokardinfarkt, pAVK HIV, HCV, HBV, CMV, EBV CT, MRT, Sonographie Familienanamnese, Gastroskopie, Coloskopie, Mammo graphie, PSA Autosomal dominant polyzystische Nierenerkrankung ADPKD; Apolipoprotein L1 (APOL1) Risiko-Allel Tabelle 2: Demographische Daten der Nierenlebendspende-Patienten (n=37) vom Zeitraum 11/2013 bis 05/2018. Geschlecht weiblich männlich (Tabelle 2). Die mittlere Operationszeit betrug 151 ± 27 Minuten. Abhängig von der seitengetrennten Nierenfunktion und der Gefäßanatomie wurde in 19 Fällen die linke und in 18 Fällen die rechte Niere für die Transplantation entnommen. In acht Fällen lag eine Mehrgefäßversorgung der Spenderniere vor, was die Operationszeit und das Ergebnis nicht nachteilig beeinflusste (Daten nicht gezeigt). Die postoperative Komplikationsrate betrug 9,25 % (n=4/27) und setzte sich aus jeweils einer Lymphfistel, Wundheilungsstörung, Fasziendehiszenz und Hämatom im Operationsgebiet zusammen. Der mediane Krankenhausaufenthalt betrug 7,3 Tage (Tabelle 3). n=20 n=17 Alter Jahre 53 (35–70) BMI (kg/m 2 ) 26,2 (19,9–35,3) Kreatinin (µmol/l) 72,2 (52–99) Kreatinin (ml/min/1,73m 2 ) 92,5 (71–123) Tabelle 3: Überblick über den postoperativen Verlauf der Nierenlebendspende-Patienten. Anzahl Clavien Dindo* Adipositas, Glukoseintoleranz, Dylipidämie, Nikotinabusus Komplikation Krankenhausaufenthalt (Tage) Median Kreatinin (µmol/l) Median GFR CKD EPI (ml/min/ 1,73m 2 ) Median n=37 7,3 (4–21) 112,9 (77–150) 56,3 (38–88) n=4 I n=1 Lymphfistel 8 II n=0 IIIa n=1 IIIb n=2 Wundheilungsstörung Fasziendehiszenz, Hämatom Ambulant 20, 21 *Die Komplikationen wurden entsprechen der Clavien-Dindo-Klassifikation eingeteilt. Die Kreatinin- und GFR-Werte beziehen sich jeweils auf den Entlassungstag. CONFERENCES 33
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