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Leseprobe CONNEXI Nephrologie Dialyse Transplantation Ausgabe 7-2019

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medizinisches Fachmagazin über Nephrologie, Hypertensiologie, Dialyse, Transplantation und Biomarker der kardiorenalen Achse, für Ärzte, mit retrospektiven Berichten vom Fachkongressen: ERA EDTA, Nephrologisches Seminar Heidelberg, Symposium Biomarker der kardiorenalen Achse, 2019

OMEGA 3-FETTSÄUREN

OMEGA 3-FETTSÄUREN Fettsäureanalytik: Doch bedeutend Clemens von Schacky, München © Shutterstock/evrymmnt Ernährungsleitlinien basieren wesentlich auf Daten aus Ernährungsfragebögen, die häufig aus dem Gedächtnis beantwortet werden. Diese Daten werden mit Referenztabellen zu Inhaltsstoffen ausgewertet, wobei für Fettsäuren eine Nomenklatur verwendet wird, die Gruppen von Fettsäuren unterscheidet („gesättigte“, „einfach ungesättigte“ usw.). Neuere derart erhobene Daten, zum Beispiel aus der PURE-Studie, haben verbreitete Ernährungsleitlinien in Frage gestellt [1]. Allerdings ist die PURE-Studie selbst wieder in Frage gestellt worden [2]. CONFERENCES Ernährungsfragebögen sind methodisch bedingt unsicher. Bei einer Plausibilitätskontrolle von so erhobenen Daten waren nur etwa 50 % plausibel – obwohl eine der etabliertesten Ernährungsstudien der Welt, die NHANES-Studie (National Health and Nutrition Examination Survey in den USA), dieser Kontrolle unterzogen wurde [3]. Die Plausibilität der Daten anderer Ernährungsstudien mit gleicher Methodik dürfte ähnlich sein. Kritisch muss man fragen dürfen, welchen Wert Daten besitzen, die nur zu 50 % plausibel sind. Die angesprochenen Referenztabellen enthalten Daten, die teilweise älter sind, und nicht berücksichtigen, dass der Gehalt an Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) zum Beispiel von Zuchtlachs zwischen 2006 und 2015 halbiert wurde [4]. Unterschiede in Struktur, Biologie und Metabolismus Individuelle Fettsäuren haben eine individuelle chemische Struktur, die sich auch in jeweils individuellem zwei- und dreidimensionalem Aufbau ausdrückt. Manche Fettsäuren, wie die Omega 3-Fettsäure Alpha-Linolensäure gehen vor allem in den Energiestoffwechsel ein, andere Omega 3-Fettsäuren wie EPA oder DHA werden in die Zellmembran eingebaut und sind Ausgangssubstanzen für zahlreiche biologisch aktive Metabolite [5, 6]. Unterschiede in Struktur, Biologie und Metabolismus bedeuten auch Unterschiede bei der Prognose: Verwendet man eine standardisierte Fettsäureanalytik von Erythrozyten (HS-Omega 3-Index®) und setzt die Ergebnisse in 40

OMEGA 3-FETTSÄUREN Beziehung zum Zehn-Jahres-Überleben im Rahmen der LURIC-Studie, so sieht man, dass individuelle Fettsäuren mit Gesamtmortalität positiv oder negativ assoziiert sind. Als Beispiel seien die gesättigten Fettsäuren genannt, von denen die Palmitinsäure (C16: 0) positiv mit Gesamtmortalität assoziiert war, während für alle anderen gesättigten Fettsäuren keine Assoziation gefunden wurde [7]. Ähnlich unterschiedliche Ergebnisse fanden sich für andere Fettsäuregruppen wie z. B. bei den Omega 3-Fettsäuren, von denen EPA und DHA invers mit Gesamtmortalität assoziiert waren, während für Alpha-Linolensäure dies nur bei Frauen der Fall war, und die Omega 3-Docosapentaensäure nicht mit Gesamtmortalität assoziiert war [8]. Ähnliche Ergebnisse fanden sich bei anderen Fettsäuregruppen. Die Unterschiede bei Struktur, Biologie, Metabolismus und Prognose machen es nun unmöglich, die konventionelle Nomenklatur von Fettsäure-Gruppen aufrechtzuerhalten. Als Konsequenz müssen Forschungsansätze und -ergebnisse, die diese Nomenklatur verwenden, ebenso zurückgewiesen werden, wie darauf basierende Leitlinien. Fettsäuren müssen in vielen Fällen neu und differenzierter erforscht werden. Datenlage bei den kardiovaskulären Effekten Prof. Dr. med. Clemens von Schacky clemens.vonschacky@med.uni-muenchen.de Daten aus dieser standardisierten Fettsäureanalytik konnten auch die verwirrende Datenlage bei den kardiovaskulären Effekten der Omega 3-Fettsäuren klären. In den drei bekannten epidemiologischen Studien (LURIC, Women’s Health Initiative und Framingham) waren höhere Spiegel von EPA und DHA (Omega 3-Index) invers mit Gesamtmortalität sowie mit kardiovaskulärer Mortalität assoziiert [8–10]. Nicht tödliche Herzinfarkte und Schlaganfälle waren in der Framingham-Studie ebenfalls invers mit dem Omega 3-Index assoziiert [10]. Ein Anheben des Omega 3-Index besserte kardiovaskuläre Risikofaktoren oder -marker wie Blutdruck, Herzfrequenz und -variabilität, Triglyzeride, Endothelfunktion, inflammatorische Biomarker und andere Surrogatparameter [11]. Auch Intermediärparameter wie koronare Läsionen oder Remodelling nach Myokardinfarkt wurden so gebessert [11, 12]. Trotzdem waren viele große Interventionsstudien mit klinischen Endpunkten und zahlreiche Metaanalysen nicht positiv, so auch eine aktuelle Cochrane-Metaanalyse [13]. Dafür dürften Aspekte des Studiendesigns entscheidend gewesen sein. •• In den meisten Studien wurden die Teilnehmer angehalten, ihre Studienkapseln zum Frühstück einzunehmen, in vielen Ländern eine fettarme Mahlzeit, was die Bioverfügbarkeit minimiert [11, 14]. •• Die Aufnahme von zugeführter EPA und DHA ist von Person zu Person sehr variabel [11, 14]. •• Teilnehmer wurden ohne Ansehen ihrer Ausgangsspiegel rekrutiert [11, 14]. In der Summe führte dies zu einem geringen Anstieg des Omega 3-Index in den Verumgruppen, und einem hochgradigen Überlappen der CONFERENCES Biomarker der kardiorenalen Achse 41

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