MEDIZINISCHES CANNABIS FÜR KINDER? EDUCATION Syndrom und Tic-Störungen, Epilepsie und Cerebralparesen (insbesondere Infantile CP) sowie ADHS. Nowak stellte einige dieser Studien sowie Einzelfallbeobachtungen aus seiner Praxis vor. Eine randomisierte plazebokontrollierte Doppel- Blind-Studie [1], die 74 Kinder und Adoleszente mit einer therapieresistenten Epilepsie einschloss, konnte zeigen, dass sich die Anfallsfrequenz nach einer Behandlung mit THC und CBD innerhalb von sechs Monaten bei mehr als der Hälfte der Probanden um 50 bis 100 % reduzieren ließ. In einer Kasuistik stellte Nowak den Fall eines 18-jährigen autistischen Patienten (Asperger- Syndrom) mit den Nebendiagnosen ADHS, einer Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen vor. Der Patient litt unter extremer Impulsivität mit Ausrastern, unsozialem Verhalten und Kränkungsphantasien mit Mordgedanken. Nach mehrfach erfolglosen Behandlungsversuchen erhielt er Cannabis-Extrakte und vaporisierte Blüten**; nach zweimonatiger Behandlungsdauer konnten alle weiteren Medikamente abgesetzt werden. Der Patient zeigt seitdem keine emotionalen Ausbrüche mehr, war erstmals in Fördermaßnahmen integrierbar und zeigt eine insgesamt verbesserte Lebensqualität. Bei einem 16-jährigen Patienten mit ausgeprägter Tourette-Symptomatik wurde zunächst auf Dronabidol und schließlich auf vaporisierte Blüten umgestellt. Innerhalb von sechs Monaten konnten alle weiteren Medikamente abgesetzt werden und der Patient beschrieb ebenfalls eine deutlich verbesserte Lebensqualität. Auch bei Indikationen wie CP oder in der Versorgung von schwerst-mehrfach-behinderten Kindern mit Spastiken, Schmerzen und Unruhe zeigten die ** Das Cannabis wird bis zu einer Temperatur erhitzt, bei der die Cannabinoide und weitere Pflanzeninhaltsstoffe verdampft werden, ohne dabei verbrannt zu werden. vorgestellten Studien und Fallbeobachtungen, dass eine Cannabis-Therapie positive therapeutische Effekte haben kann. Fazit Die Therapie mit Cannabis-Präparaten hat auch bei der Behandlung neuropsychiatrischer Krankheitsbilder im Kindesalter ein großes Potenzial und kann eine sinnvolle Ergänzung zu weiteren therapeutischen Maßnahmen sein. „Gerade in dem sensiblen Bereich der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit kognitiven und psychischen Störungsbildern sind aber sicher noch weitere intensive klinische Studien erforderlich, um die Chancen einer Cannabis-Therapie zu erkennen und ausschöpfen zu können“, konstatierte Nowak. Um den nach wie vor geringen Informationsstand zu den therapeutischen Optionen zu verbessern, sei eine kontinuierliche Wissensvermittlung und Aufklärungsarbeit in der Ärzteschaft erforderlich. Denn noch immer werde die Beschäftigung mit dem Thema Cannabis von der „Macht der inneren Bilder“ beeinflusst und Cannabis eher auf negative Aspekte bezogen. Das therapeutische Potenzial sollte mit den Erkenntnissen über das ECS neu erkannt und ausprobiert werden. Jeder Behandler müsse seine eigenen Erfahrungen sammeln, resümierte Nowak abschließend. Bericht: Elke Klug, Redaktion Referenz 1. Thiele E A, Marsh E D, French J A, et al. Cannabidiol in patients with seizures associated with Lennox-Gastaut syndrome (GWPCARE4): a randomised, double-blind, placebocontrolled phase 3 trial. The Lancet 2018;391:1085–1096 10.1016/S0140-6736(18)30136-3 [PubMed] [CrossRef] Quelle: Symposium „Medizinisches Cannabis in der Therapie von neuropsychiatrischen Erkrankungen im Kindesalter“ im Rahmen der Neurowoche 2018 am 02.11.2018 in Berlin. Mit freundlicher Unterstützung der Canopy Growth Germany GmbH 24
NEUROCHIRURGIE Hemikraniektomie (beim malignen Schlaganfall) – Pro Hemikraniektomie Katharina A.M. Hackenberg, Daniel Hänggi, Mannheim Der maligne Schlaganfall ist mit einer hohen Mortalität und bei Überlebenden mit schwerer Pflegebedürftigkeit assoziiert. Die dekompressive Hemikraniektomie führt zu einer Verbesserung des neurologischen Outcomes und Reduktion der Mortalität. Faktoren wie der optimale Zeitpunkt, die Größe der Kraniektomie und der Einfluss der dominanten Hemisphäre sind derzeit noch unklar. Die weltweite Inzidenz des ischämischen Schlaganfalls beträgt 176 pro 100.000 Personenjahre mit einer Mortalität von 42 pro 100.000 Personenjahre. Weltweit gab es 2010 11,5 Millionen Betroffene, wovon ca. 2,8 Millionen verstarben [1]. Der maligne Schlaganfall umfasst ca. 10 % aller ischämischen Schlaganfälle, ist gekennzeichnet durch ein schweres hemisphärisches, klinisches Schlaganfall-Syndrom mit Hemiplegie, forcierter Augen- und Kopfdeviation und progredienter Vigilanzminderung innerhalb der ersten zwei Tage und ist verursacht durch eine Okklusion der distalen Arteria carotis interna oder proximalen Arteria cerebri media [2]. Aufgrund seiner Größe kann er CONFERENCES 25
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