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Leseprobe CONNEXI Neurologie Ausgabe 3-2019

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KOGNITIVE AKTIVIERUNG

KOGNITIVE AKTIVIERUNG den, wie z. B. beim Kreuzworträtsel lösen, wird keine wirklich kognitive Anstrengung im Sinne eines Trainings absolviert. Die meisten kognitiven (Gedächtnis-)Programme können als Maßnahme zum langfristigen Erhalt der geistigen Fähigkeiten somit nur eingeschränkt empfohlen werden. Freizeitaktivitäten sind wirksamer CONFERENCES Ein anderer Ansatz, um langfristig kognitiv aktiv zu sein, sind die sogenannten kognitiv-stimulierenden Freizeitaktivitäten. Mit Hilfe von retrospektiven Befragungen konnte nachgewiesen werden, dass ein hohes Maß an kognitiv-stimulierenden Freizeitaktivitäten das Risiko senkt, im späteren Lebensalter an einer Demenz zu erkranken [3]. Geistige Freizeitaktivitäten schützen dabei auch dann vor Demenz, wenn sie erst im höheren Alter begonnen werden. Unter diesen Aktivitäten werden Tätigkeiten verstanden, die das Gehirn fordern und bei denen keine Routine aufkommt. Zu den „klassischen“ kognitiven Tätigkeiten zählen Lesen, Schach spielen, eine Fremdsprache erlernen, Musizieren, Malen oder Museen besuchen. Auch die Teilnahme an kulturellen Ausflügen sowie Bildungsreisen wirken sich positiv auf das Demenzrisiko aus. Auch produktive und kreative Haushaltstätigkeiten wie Kochen, Backen, Nähen und Gartenarbeit zählen zu diesen Aktivitäten und auch soziale Tätigkeiten wie z. B. die Ausübung eines Ehrenamtes gehören dazu. An dieser Stelle setzt das Interventionsprogramm AKTIVA (Aktive-kognitive Stimulation – Vorbeugung im Alter) an. AKTIVA − das stimulierende Trainingsprogramm Es wurde vor dem Hintergrund entwickelt, dass bisherige kognitive Trainingsprogramme in ihrer Effektivität eingeschränkt sind. Mit AKTIVA soll Dr. rer. med. Dipl.-Psych. Valentina A. Tesky tesky@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de die Frequenz kognitiv-stimulierender Freizeitaktivitäten erhöht und somit einem Verlust kognitiver Funktionen im Alter entgegengewirkt werden. Im Gegensatz zu strukturierten kognitiven Trainings, werden bei AKTIVA keine vorgegebenen Aufgaben gelöst oder bestimmte Übungen ausgeführt. Vielmehr bietet das Programm älteren Menschen eine strukturierte Anleitung, um kognitiv-stimulierende Tätigkeiten nachhaltig in den Alltag zu integrieren und sie so zu einem gesundheitsdienlichen und demenzpräventiven Lebensstil anzuregen und zu motivieren. AKTIVA ist als Trainingsmanual verfügbar und bietet somit interessierten Personen z. B. als Gruppenleiter in der Seniorenarbeit die Möglichkeit, selbstständig Gruppensitzungen durchzuführen [4]. Das Programm wurde inzwischen mehrfach durchgeführt und wissenschaftlich evaluiert [5]. Es wird sich jederzeit an individuellen Ressourcen und Bedürfnissen der Teilnehmenden orientiert. Bei der Auswahl der kognitiv-stimulierenden Aktivitäten werden keine Vorgaben gemacht, sondern die Teilnehmenden können individuell auswählen, welche Tätigkeiten 52

KOGNITIVE AKTIVIERUNG Schwerpunkte neben einer Aktivierung zu geistiganregenden Freizeitaktivitäten auf den Umgang mit Gedächtnisproblemen und Anwendung von Merkstrategien [6, 7]. Die Teilnehmenden werden u. a. darin bestärkt, sich nicht aufgrund ihrer Gedächtnis probleme aus dem Alltag zurückzuziehen, sondern gelassen und offensiv mit auftretenden Problemen umzugehen. Fazit AKTIVA orientiert sich jederzeit an den individuellen Ressourcen und Bedürfnissen der Teilnehmenden . sie bevorzugen. Altbewährte Aktivitäten können reaktiviert oder neue können ausgewählt werden. Durch die Berücksichtigung individueller Interessen soll eine langfristige Ausübung gewährleistet werden, die über die Zeit des stattfindenden Gruppenprogramms hinausgeht. Zusätzlich erhalten die teilnehmenden Personen ausführliche Informationen zu verschiedenen Themengebieten (u.a. Wissen über nachlassende kognitive Fähigkeiten im Alter und deren Prävention). Dies befähigt die Teilnehmenden, den eigenen Lebensstil dahingehend zu analysieren, ob sie potenzielle Risikofaktoren für demenzielle Erkrankungen redu zieren und zusätzliche Schutzfaktoren aufbauen können. AKTIVA stellt somit ein Trainingsprogramm dar, welches gleichzeitig aufklärt und aktiviert. Das Gruppenprogramm besteht aus neun Sitzungen, die jeweils für zwei Stunden konzipiert sind. Die ersten sieben Sitzungen finden wöchentlich statt. Dann gibt es nach einer Pause von mehreren Wochen noch zwei Auffrischungs-Termine (sogenannte Booster-Sessions). Verschiedene didaktische Konzepte sorgen für ein interaktives Format. Aufgrund des innovativen Formats und der guten Akzeptanz wurde das Programm für Menschen mit bereits bestehenden Gedächtniseinbußen weiterentwickelt. AKTIVA-MCI berücksichtigt die besonderen Bedürfnisse dieser Personen und legt die Es ist nie zu spät, mit kognitiv-stimulierenden Tätigkeiten für einen demenzpräventiven und aktiven Lebensstil zu beginnen – auch nicht, wenn bereits leichtere kognitive Einbußen bestehen. Referenzen 1. Papp KV, Walsh SJ, Snyder PJ. Alzheimer’s and Dementia 2009;5:50–60. 2. Lenze EJ, Bowie CR. JAGS 2018;66:645-647. 3. Wilson RS, Bennett DA, Bienias JL, et al. Neurology 2002;59:1910-1914. 4. Tesky VA, Pantel J. Geistige Fitness Erhalten − das AKTIVA- Programm. Manual für Pflegende und Gruppenleiter in der Seniorenarbeit, Springer, Wien (2013). 5. Tesky VA, Thiel C, Banzer W, Pantel J. GeroPsych 2011;24:83−92). 6. Tesky VA, Sahlender S, Matura S, Roth I, Pantel J. AKTIVA- MCI Ein Trainingsmanual zur Steigerung kognitiv-stimulierender Freizeitaktivitäten für Menschen mit Mild Cognitive Impairment (MCI), Logos, Berlin (2014). 7. Tesky VA, Köbe T, Witte V, Flöel A, et al. Clinical Interventions in Aging 2017;12:1459−1469. Dr. rer. med. Dipl.-Psych. Valentina A. Tesky Arbeitsbereich Altersmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt am Main Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main CONFERENCES 53

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