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Leseprobe CONNEXI Neurologie Ausgabe 3-2019

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PARKINSON-SYNDROM

PARKINSON-SYNDROM CONFERENCES Matthias Börger matthias.boerger@med.uni-goettingen.de sekretionsrate und eine Keratokonjunktivitis sicca häufige Probleme [16, 17, 18, 30, 31]. Des Weiteren müssen mögliche medikamentenassoziierte Veränderungen in der Menge und Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit, z. B. durch Betablocker, Diuretika und Kortikosteroide, beachtet werden [32, 33, 34, 35], insbesondere bei multimorbiden älteren Pa tienten. Biomarker in der Tränenflüssigkeit von Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen Aktuell gibt es nur wenige Veröffentlichungen zur Tränenflüssigkeit als Quelle für Biomarker bei neurodegenerativen Erkrankungen: Eine Arbeitsgruppe um Kalló et al. konnte im Jahr 2016 mittels Massenspektrometrie signifikante Veränderungen in der Tränenflussrate sowie in der Gesamtkonzentration und der Zusammensetzung des Tränenproteoms in Patienten mit einer Alzheimer-Demenz aufzeigen. Eine Kombination von Lipocalin-1, Dermcidin, Lysozym-C und Lacritin erwies sich als potenzieller Biomarker mit einer Sensitivität von 81 % und einer Spezifität von 77 % [36]. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es entsprechend auch nur eine begrenzte Anzahl an Berichten über Tränenflüssigkeit als mögliche Quelle von Biomarkern in Patienten mit einem idiopathischen Parkinson-Syndrom: Eine Studie von Çomo lu et al. aus dem Jahr 2013 konnte signifikant erhöhte Werte von TNF- , einem Zytokin, welches von Makrophagen und neuronalem Gewebe produziert wird, in der Tränenflüssigkeit von Parkinson-Patienten nachweisen [37]. Es zeigten sich aber keine Korrelationen zur Dauer der Erkrankung oder zu motorischen Komplikationen. In einer Pilotstudie, die im März dieses Jahres durchgeführt wurde, konnten Börger et al. erstmals das Tränenproteom in einer Kohorte von 36 Patienten mit einem idiopathischen Parkinson-Syndrom mittels Bottom-Up-Massenspektrometrie beschreiben. Insgesamt wurden 571 Proteine identifiziert, von denen 31 exklusiv in der Parkinson-Kohorte nachweisbar waren sowie weitere 21 Proteine im Vergleich zu Kontrollpatienten signifikant erhöht und 19 erniedrigt waren. Es offenbarten sich charakteristische Veränderungen in Netzwerken von Proteinen, die in der Immunantwort sowie im Lipidmetabolismus und oxidativem Stress involviert sind [38]. Fazit Die Analyse von Tränenflüssigkeit im Hinblick auf die Detektion von Biomarkern in Patienten mit einem idiopathischen Parkinson-Syndrom hat, insbesondere aufgrund der methodeneigenen Nichtinvasivität, der sehr geringen Kontamination, der einfachen Handhabung und aufgrund der bereits etablierten Strukturen zur Analyse des Tränenproteoms, viel Potenzial eine neue Quelle für Biomarker in Patienten mit einem Parkinson- Syndrom zu werden. Literatur beim Verfasser Matthias Börger Universitätsmedizin Göttingen Georg-August-Universität Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen 60

HIRNTUMOREN BEI KINDERN Relevanz der molekularen Diagnostik für aktuelle Therapiestrategien Rudolf Korinthenberg, Freiburg Hirntumoren stellen im Kindes- und Jugendalter mit fast 25 % nach den Leukämien die zweitgrößte Gruppe der Tumorerkrankungen dar. Bislang erforschte molekularer Grundlagen werden derzeit in laufenden Therapieprotokollen systematisch untersucht und dienen z. T. bereits einer risikoangepassten Stratifizierung der Therapie. Außerdem sind hemmende Substanzen gegen aktivierte onkogene Pfade wie der mTOR-Inhibitor Everolimus ein vielversprechender therapeutischer Ansatz, der bereits zu einer Zulassung zur Behandlung von Hirntumoren bei TSC geführt hat. Histologisch handelt es sich bei Kindern in 70−85 % um Tumoren des neuroepithelialen Gewebes, darunter zur Hälfte um meist gutartige astrozytäre Tumoren und zu einem Viertel um em bryonale Tumoren (Medullo blastome, PNET). Lokalisatorisch entwickelt sich die Hälfte der Tumoren in der hinteren Schädelgrube, nur 20 % liegen im Bereich der Großhirnhemisphären, 16 % im oberen Hirnstamm und 10 % suprasellär. In Deutschland werden mehr als 90 % der Kinder mit Hirntumoren unter der Ägide der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) nach kooperativen nationalen oder europaweiten Therapieprotokollen oder -studien behandelt. Die Protokolle sind den einzelnen Tumortypen angepasst. Übergreifende zentrale Referenzzentren sind für die Qualitätskontrolle oder Durchführung von Neuroradiologie, Neuropathologie, Liquordia gnostik, Radiotherapie, Biometrie, Molekulare Dia gnos tik und Erfassung von Spätfolgen verantwortlich. Medulloblastome des Kleinhirns Dieser Tumortyp macht etwa 25 % aller Hirntumoren bei Kindern aus, gelegentlich liegt ein Tumor-Dispositions-Syndrom zugrunde (Li Fraumeni, Gorlin-Syndrom). Der Tumor ist maligne (Grad WHO IV) und zeigt in 30 % eine intraspinale und/oder intrakranielle Aussaat. Dennoch kann der Tumor durch eine Kombination aus Operation, kraniospinaler Radiotherapie und Chemotherapie häufig geheilt werden. Bei Kindern unter drei bis fünf Jahren kann die Radiotherapie zur Schonung CONFERENCES 61

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