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Leseprobe CONNEXI SCHMERZ Ausgabe 1-2019

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SCHMERZ

SCHMERZ 2019 Neue Herausforderungen der Schmerzmedizin in Deutschland Schmerzen haben eine enorme Bedeutung in allen Bereichen der Medizin. Vom Akutschmerz bis zum chronischen Rückenschmerz als häufigste Ursache chronischer Schmerzen erweist sich das Symptom immer wieder als Herausforderung für behandelnde Ärzte, Operateure, Krankenpfleger und medizinische Assistenten ebenso wie für Psychotherapeuten, Psychologen und die pharmazeutische Industrie. Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen. Mit dem ständigen Bemühen der Schmerzexperten und aller Beteiligten akute wie chronische Schmerzen zu vermeiden sowie besser und wirksam(er) zu behandeln, kommen zahlreiche Strategien, Konzepte, innovative Technologien und Medikamente zum Einsatz, die mit ihrer stetigen Weiterentwicklung zur Verbesserung der Versorgung beitragen sollen. CONFERENCES Gott, was ist Glück? Eine Grießsuppe, eine Schlafstelle, keine körperlichen Schmerzen – das ist schon viel. Theodor Fontane (1819−1898) Wie viele der Millionen Schmerzpatienten (die meisten haben chronische Schmerzen, die nicht durch Tumorerkrankungen bedingt sind) würden wohl dieses Fontane-Zitat noch heute unterschreiben? Zwar sind „eine Grießsuppe und eine Schlafstelle“ mittlerweile für die meisten von uns glücklicherweise gesichert, aber ohne körperliche Schmerzen leben zu können ist vielen noch immer nicht vergönnt. Die Befreiung davon wäre ihr größtes Glück, denn Schmerzen sind quälend und haben zudem auch negative Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit, soziale Beziehungen, das Privatleben und die seelische Gesundheit. Aktuell stehen auf der Agenda von schmerzmedizinischen Veranstaltungen wie dem Deutschen Schmerzkongress im Oktober des vergangenen Jahres in Mannheim und des Schmerz- und Pa lliativtages 2019 in Frankfurt am Main Themen wie •• Schmerztherapie – Was gibt es in der Schmerzmedizin noch zu tun? •• Qualität der stationären Akutschmerztherapie •• Telemedizin und eHealth − Wie verändert sich die Schmerztherapie? •• Neue Medikamente zur Migräneprophylaxe: CGRP-Antikörper •• Schmerzsyndrome bei Kindern: Brauchen wir eigene Konzepte? •• Schmerzregister •• Schmerztherapie quo vadis: ambulant, teilstationär, stationär? − Strukturen der schmerzmedizinischen Versorgung (brauchen wir neue?) •• Bedarfsplanung, Bedarfssicherung und Nachwuchsfragen (Debatte um den Facharzt für Schmerzmedizin hat neuen Impuls [s.a. S. 10]. Wer widmet sich den speziellen Bedürfnissen schmerzchronifizierter Patienten?) •• Tumorschmerz und Palliativmedizin •• Die Verschreibungsmöglichkeit von Cannabis für schwerkranke Patienten seit der Änderung des Betäubungsmittelgesetzes 2017 und •• Schmerzforschung. Akutschmerzen: Behandlungsqualität verbessern In Deutschland kommt es pro Jahr zu etwa 18 Millionen operativen Eingriffen. Die Qualität der Akutschmerzbehandlung nach OPs ist in deutschen Kliniken aus Patientensicht sehr unterschiedlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse von Daten aus dem weltweit größten Akutschmerzregister QUIPS („Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie“). Eine weitere Erkenntnis: Patienten sind zufriedener und 6

SCHMERZ 2019 empfinden die Behandlung als „besser“, wenn sie nicht nur Medikamente erhalten, sondern informiert und in die Therapieentscheidung mit eingebunden sind und wenn ihre Schmerzen erfasst und dokumentiert werden. Um die Qualität der Akutschmerzbehandlung zu verbessern, sind Empfehlungen und Leitlinien erarbeitet worden. Allerdings werden sie noch nicht überall konsequent umgesetzt“, erklärte Professor Dr. med. Carla Nau, Kongresspräsidentin des Deutschen Schmerzkongresses 2018 und Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. Es gebe noch erheblichen Nachholbedarf beispielsweise bei der Verfügbarkeit von Akutschmerzdiensten. Nur zwei Drittel aller Kliniken haben solche Teams. Auch bei der Umsetzung der empfohlenen Therapien und der Schmerzdokumentation hapere es. Neben Medikamenten seien drei Faktoren für die Akutschmerzbehandlung nach OPs wichtig: Pa tienten informieren, in die Therapieentscheidung mit einbeziehen und die Schmerzen regelmäßig erfassen, konstatierte Professor Dr. med. Winfried Meißner, Leiter der Sektion Schmerztherapie an der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena, Mitglied des Vorstands der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. Telemedizin und eHealth − smartphonegestützte Migränetherapie intensiviert die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten. eHealth-Anwendungen wissenschaftlich begleiten Da in der Schmerzmedizin vorwiegend kommunikative und medikamentöse Wirkfaktoren eine Rolle spielen, sehen Experten in der Telemedizin und in Apps ein großes Potenzial, um die schmerztherapeutische Versorgung zu verbessern. Sie bieten die Chance, therapeutische Beratung und Behandlung über die Grenzen spezialisierter Schmerzzentren hinweg auszuweiten. „Einige Projekte belegen, dass sich Telemedizin, eHealth und Apps besonders in der Schmerztherapie gut einsetzen lassen“, sagte Frau Nau in der Pressekonferenz im Rahmen des Schmerzkongresses. Sie verwies auf einige Pain-Apps mit sogenannten Storeand-Forward-Applikationen, mit denen der Patient und/oder sein Arzt Daten elektronisch speichern und zu einem späteren Zeitpunkt sichten und auswerten können. Zum Beispiel mithilfe von SMARTGEM – smartphonegestützte Migränetherapie – können Patienten ihre Kopfschmerzen dokumentieren und mögliche auslösende Faktoren identifizieren. Ein integriertes Therapiemodul unterstützt sie bei Entspannungsübungen oder Ausdauersport und schult sie in Bezug auf individuelle verhaltenstherapeutische Ansätze. Die Kommunikation zwischen Patient und CONFERENCES 7

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