CHRONISCHER RÜCKENSCHMERZ nisch-neurologische, schmerzpalpatorische und funktionspalpatorische Untersuchung und geeignete Laboruntersuchungen sowie bildgebende Verfahren [1]. Ziel ist es, durch geeignete Diagnosemaßnahmen unter Detailkenntnis der Struktur und Funktion und unter Berücksichtigung aller bekannten modulierenden Faktoren eine zeitnahe diagnostische Zuordnung der Störung und eine entsprechende Therapie zu ermöglichen.“ [1]. Damit wird die Notwendigkeit des ärztlichen – anamnestischen – Gespräches und einer umfassenden klinischen Untersuchung im Rahmen einer „ausführlichen Schmerzanalyse“ unterstrichen. Beides ist im klinischen Alltag leider nicht mehr selbstverständlich. Ferner geht daraus neben der Wahrnehmung der Wertigkeit der somatischen Dr. med. Kerstin Engel kerstin.engel@sana-hu.de CONFERENCES Tabelle 2: Multifaktorielle Genese von Erkrankungen am Bewegungssystem. Strukturpathologie Funktionspathologie Psychologische Einflussfaktoren Soziale Risikofaktoren Neurophysiologische Mechanismen Multifaktoriell bedingte Erkrankung Funktion für den spezifischen Kreuzschmerz die Beachtung der multifaktoriellen Genese hervor (Tab. 2). Diese Aspekte bilden eine wichtige Grundlage für eine gezielte und zugleich umfassende, befundgerechte Behandlung [7]. Referenzen 1. Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz. Verfügbar unter http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/033-051.html (Letzter Zugriff 01.03.2018). 2. Chenot JF, Greitemann B, Kladny B et al. Clinical practice guideline: Non-specific low back pain. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 883–90. 3. Tilscher H. Konservative Orthopädie und Manuelle Medizin. Man Med 2018; 56: 2–3. 4. Engel K, Seidel W, Niemier K, Beyer L. Die myofasziale Dysfunktion in der S2k-Leitline spezifischer Kreuzschmerz. Manuelle Medizin 2018. Man Med 2018; 56: 215–21. 5. Locher H. Die Schmerzanalyse bei Schmerzen am Bewegungsorgan und Ableitung einer rationalen Differentialtherapie. Praxisrelevante Assessments auf dem Boden grundlagenwissenschaftlicher Erkenntnisse. Orthop Praxis 2010; 46: 57–74. 6. Locher H-A, Grifka J, Casser H-R, Strohmeier M. Spezielle Schmerztherapie der Halte- und Bewegungsorgane. Thieme Verlag, 2010. 7. Niemier K, Seidel W, Psczolla M et al. Schmerzerkrankungen am Bewegungssystem. De Gruyter, Berlin, 2018. 20
SCHMERZTHERAPIE BEI ÄLTEREN MULTIMORBIDEN PATIENTEN Individuelle Therapielösungen mit digitaler Unterstützung In der Schmerzmedizin steht man vor großen Herausforderungen: Immer häufiger müssen ältere Menschen mit zahlreichen Komorbiditäten und Medikationen behandelt werden, bei denen ein sehr individuelles Vorgehen erforderlich ist. Auf einem Symposium während des Schmerz- und Palliativtages 2018 in Frankfurt diskutierten Experten, wie man diesen Patienten am besten gerecht wird und was moderne digitale Lösungen dazu beitragen können. Zweiundsechzig Prozent der über 65-jährigen GKV-Patienten haben mindestens drei Erkrankungen – und oft sind es wesentlich mehr, sagte der Schmerztherapeut Dr. Johannes Horlemann aus Kevelaer. Dementsprechend lang ist die Liste ihrer Medikamente, wenn man alle Einzelerkrankungen leitliniengerecht behandeln würde. Polypharmazie (dauerhaft mehr als fünf Medikamente) ist daher bei älteren Menschen eher die Regel als die Ausnahme. Herausforderung Polypharmazie Ärzte stehen hier häufig vor einem Dilemma. Die einzelnen Leitlinien widersprechen sich oft, Medikationspläne sind intransparent, und selbst wenn man sich große Mühe zur Reduktion gibt, bleibt es bei zahlreichen Medikamenten mit dementsprechend hohem Risiko für Interaktionen und Nebenwirkungen. Individuelle Ziele und Prioritäten als Maßstab Eine gewisse Hilfe bietet hier die DEGAM- Leitlinie „Multimorbidität“ [1]. Der Paradigmenwechsel ist hier, dass stets die Patientenpräferenz sowie persönliche Werte und Lebensziele und nicht die leitliniengerechte Behandlung einzelner Erkrankungen im Vordergrund stehen sollten. Vorrangig ist die Abwendung gefährlicher Verläufe – dazu gehört die Vermeidung krankheitsbedingter Komplikationen (Stürze, Exsikkose), unerwünschter Arzneimittelwirkungen und vermeidbarer Belastungen durch die Therapie sowie die Thematisierung eines drohenden Autonomieverlustes. Maßgeblich sind immer die individuellen Ziele und Prioritäten des alten Menschen, die den persönlichen Nutzen definieren, betonte Dr. Horlemann. EDUCATION 21
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