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Leseprobe CONNEXIPLUS 2020-6 Kardiorenale Achse

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Herzinsuffizienz

Herzinsuffizienz Niereninsuffizienz Diabetes Lunge/COPD Infektionen Darm/verändertes Mikrobiom Abbildung 1: Wichtige Komorbiditäten bei Herzinsuffizienz. connexiplus Herzinsuffizienz und Diabetes Gerade in letzter Zeit hat die Betrachtung des Zusammenspiels von Herzinsuffizienz und Diabetes immer mehr an Bedeutung gewonnen, auch durch neue medikamentöse Möglichkeiten der Behandlung. Die Koinzidenz beider Entitäten ist sehr hoch. Eine neue Untersuchung zeigt, dass nicht mehr Schlaganfall und Herzinfarkt, sondern − neben der pAVK − die Herzinsuffizienz die häufigste kardiovaskuläre Erstkomplikation des Diabetes mellitus Typ 2 zu sein scheint [9]. Insgesamt gab es in den letzten Jahren ein Umdenken in der Diabetestherapie. Nicht mehr die Blutzuckereinstellung allein ist als wichtiges Therapieziel erkannt worden, sondern insbesondere auch die Verhinderung kardiovaskulärer Endpunkt wie Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt und Schlaganfall. Neben bewährten Therapieoptionen wie Metformin scheinen dabei zwei neue Medikamentenklassen (GLP1-Agonisten, SGLT2-Hemmer) besonders wirksam zu sein. Neue Daten deuten darauf hin, dass insbesondere die SGLT2-Hemmer bei herzinsuffizienten Diabetikern nicht nur Krankenhausaufnahmen wegen Herzinsuffizienz verhindern können, sondern auch das Fortschreiten einer Niereninsuffizienz und sogar die Mortalität positiv beeinflussen können [10, 11]. An Patienten mit Herzinsuffizienz und Diabetes wird außerdem besonders deutlich, wie wichtig Lebensstiländerungen für das Wohlbefinden und auch die Prognose sind: Die Bedeutung einer gesunden maßvollen 30

HERZINSUFFIZIENZ Ernährung und einer regelmäßigen sportlichen Betätigung bei diesen Patienten ist immens. Herzinsuffizienz und COPD Die COPD als Komorbidität stellt eine besondere Herausforderung bei der Behandlung der Herzinsuffizienz dar. Sie ist sehr häufig, bis zu 30 % der Herzinsuffizienzpatienten haben auch eine COPD [12]. Aufgrund der Ähnlichkeit der Symptome (Dyspnoe, Leistungsminderung, Müdigkeit) ist die differenzialdiagnostische Abgrenzung von COPD und Herzinsuffizienz schwierig. Um insbesondere bei bekannter COPD eine evtl. zusätzlich vorliegende Herzinsuffizienz nicht zu übersehen, ist eine Bestimmung des NTproBNP beim Leitsymptom Dyspnoe besonders zu empfehlen [1]. Eine weitere Schwierigkeit ist in der Wahl der medikamentösen Therapie begründet. Bestimmte bei COPD eingesetzte Therapien wie -2-Sympathomi metika können möglicherweise eine bestehende Herzinsuffizienz zur Exazerbation bringen. Umgekehrt wird noch häufig bei bestehender COPD und Herzinsuffizienz ein Betablocker nicht eingesetzt oder abgesetzt, um pulmonologische Nebenwirkungen zu vermeiden. Hierfür gibt es keine wissenschaftliche Evidenz. Die Einnahme von Betablockern bei Herzinsuffizienz verschlechtert in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht die Symp tome einer zusätzlich vorliegenden COPD [13]. Daher sollten Betablocker bei Herzinsuffizienz und COPD grundsätzlich eingenommen werden. Psychische Erkrankungen, Depressionen Von allen Komorbiditäten beeinträchtigen Depressionen das Allgemeinbefinden von Herzinsuffizienzpatienten in besonders starkem Maße [14]. Diese Komorbidität ist insbesondere im kardiologischen Setting, in dem sich Patienten nur gelegentlich vorstellen, schwierig zu entdecken und ihre Symptome schwierig von anderen Krankheitssymptomen zu diskriminieren. Hier kommt der allgemeinärztlichen Betreuung der Patienten eine besonders wichtige Rolle zu, eine neue bzw. lavierte Depression zu identifizieren und ggf. eine psychologisch/psychiatrische Mitbetreuung zu initiieren. Helfen kann hierbei, dass eine vertrauensvolle Langzeitbeziehung mit den Patienten sowie den Angehörigen besteht, die dazu führt, dass kritische Veränderungen der Stimmungslage sowie andere neue Symptome einer Depression eher erkannt werden können. Infektionen Patienten mit Herzinsuffizienz sind besonders gefährdet, einen schweren und mitunter fatalen Verlauf von COVID-19 zu erleiden [15]. Sowohl COVID- 19 als auch eine akut exazerbierte Herz insuffizienz können mit einer massiven syste mischen Anflutung von Zytokinen einhergehen, einem sogenannten Zytokinsturm. Das Wechselspiel beider Entitäten ist bisher nicht ausreichend erforscht, macht aber ein lange unterschätztes Problem deutlich: Die große Bedeutung von Infektionen für Verlauf und Prognose einer Herzinsuffizienz. Neben der „klassischen“ kardialen Infektion, einer bakteriellen Endokarditis, haben dabei andere Infektionswege bisher zu wenig Aufmerksamkeit bekommen [16]. Zum Beispiel entwickeln mehr als 20 % der Patienten im kardiogenen Schock nach Myokardinfarkt im weiteren Krankheitsverlauf auch eine Sepsis, die die Prognose deutlich verschlechtert [17]. Neue Daten zeigen, dass Infektionen eine der häufigsten Ursachen für eine Hospitalisation von Herzinsuffizienzpatienten sind, insbesondere respiratorische Infektionen und Sepsis. Das Morta­ connexiplus 31

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