MYOKARDINFARKT GLP-1 als Risikomarker? Florian Kahles und Michael Lehrke, Aachen © Shutterstock/StudioMolekuul In großen Studien konnte gezeigt werden, dass durch den Einsatz von GLP-1-Rezeptoragonisten neben der Blutzuckersenkung auch eine verbesserte Prognose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erreicht werden konnte. An der Uniklinik RWTH Aachen gingen wir deshalb der Frage nach, welche Rolle GLP-1-Blutwerte bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen spielen. So zeigte sich beispielsweise, dass die Höhe der GLP-1-Spiegel im Blut sehr gut die Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten mit akutem Herzinfarkt vorhersagen kann. Stellt sich die Frage, ob GLP-1 ein möglicher neuer Risikomarker für Herz-Kreislauf- Erkrankungen sein könnte. connexiplus Glucagon-like peptide1 (GLP-1) ist ein Inkretinhormon, das nach Nahrungsaufnahme von enteroendokrinen Zellen des Darms ausgeschüttet wird und an der Bauchspeicheldrüse eine glukoseabhängige Insulinausschüttung mit konsekutiver Blutzuckersenkung bewirkt [1]. Dieser Mechanismus wird in Form von GLP-1-Rezeptoragonisten zur Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 klinisch erfolgreich eingesetzt [2]. Eine Vielzahl von experimentellen und klinischen Studien konnte zeigen, dass GLP-1 neben seiner blutzuckersenkenden Wirkung jenseits der Bauchspeicheldrüse 58
zu pleiotropen vaso- und kardioprotektiven Effekten im Herz-Kreislauf-System führt [3]. So führt ein aktiviertes GLP-1-System zu einer Reduktion der Myokardinfarktgröße, zu einer verbesserten linksventrikulären Pumpfunktion, einer Reduktion der reaktiven Sauerstoffspezies sowie zu einer verminderten kardialen Inflammation bei erhöhter Glukoseaufnahme der Kardiomyozyten [4, 5]. Auf molekularer Ebene wurde eine Aktivierung von Akt, PI3K und ERK1/2 beschrieben [6, 7]. Passend hierzu zeigten vier große klinische Outcome-Studien, dass der Einsatz von GLP-1-Rezeptoragonisten bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und hohem kardiovaskulären Risiko neben einer Verbesserung des Glukosemetabolismus ebenfalls zu einer Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse führt [8−11]. Dr. med. Florian Kahles fkahles@ukaachen.de GLP-1-Spiegel mit kardiovaskulärer Prognose assoziiert? Prof. Dr. med. Michael Lehrke mlehrke@ukaachen.de Auf den bisherigen Erkenntnissen aufbauend interessieren wir uns in Aachen insbesondere für die Frage, wie sich das körpereigene GLP-1-System im Rahmen kardiovaskulärer Erkrankungen verhält. Aus eigenen Vorarbeiten wissen wir bereits, dass GLP-1 nicht nur durch Nahrungsaufnahme, sondern auch durch inflammatorische Stimuli ausgeschüttet wird. Patienten mit Sepsis weisen beispielsweise stark erhöhte GLP-1-Spiegel auf [12, 13]. Mechanistisch führt IL-6 (inflammatorisches Zytokin) hierbei zu einer direkten glukoseunabhängigen GLP-1-Ausschüttung aus den L-Zellen des Darmtrakts [12]. Weitere Studien konnten intraepitheliale T-Lymphozyten im Darm als wichtige regulatorische Instanz für die inflammatorische Regulation der GLP-1-Sekretion identifizieren [14]. Wir konnten zudem zeigen, dass Patienten mit akutem Myokardinfarkt sowie Mäuse nach experimenteller LAD-Ligatur (Induktion eines Myokardinfarkts) Nahrungsunabhängig stark erhöhte GLP-1-Spiegel im Blut aufweisen [15]. Entscheidenderweise war dieser herzinfarktvermittelte GLP-1-Anstieg im Mausmodell kardioprotektiv (verbesserte linksventrikuläre Kontraktilität) [15]. Basierend auf diesen Vorarbeiten stellt sich folglich nun die Frage, ob die im Rahmen eines connexiplus 59
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