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Leseprobe CONNEXIPLUS 2020-6 Kardiorenale Achse

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COVID-19 Kardiale

COVID-19 Kardiale Manifestationen Eike Nagel, Jedrzej Hoffmann, Christophe T. Arendt und Valentina O. Puntmann*, Frankfurt am Main © Shutterstock/stockklemedia Anders als bisher bekannte Coronaviren greift SARS-CoV-2 neben der Lunge auch andere Organe an. Es gibt deutliche Hinweise auf eine ernstzunehmende Herzbeteiligung, und es ist davon auszugehen, dass auf Bevölkerungsebene relevante langfristige Folgen entstehen, die mit einem Anstieg der Prävalenz der Herzinsuffizienz einhergehen. Es fehlen noch robuste Langzeitdaten oder Studien mit harten Endpunkten. Auch prognostische Relevanz für COVID-19-Patienten ist (noch) nicht belegt. connexiplus *Prof. Dr. med. Eike Nagel, Dr. med. Jedrzej Hoffmann, Dr. med. Christophe T. Arendt, PD Dr. med. Valentina O. Puntmann Durch eine hohe Affinität des Virus zu ACE-2-Rezeptoren und die hohe Dichte dieser Rezeptoren im kardiovaskulären System ist dieses ganz besonders betroffen. Dabei können sowohl im Akutstadium als auch in der Rekonvaleszenz Schäden auftreten. Neue Daten sprechen auch für einen prolongierten Verlauf (long-COVID) mit Herzbeteiligung in einer erheblichen Menge an Patienten. Wie häufig und in welchem Ausmaß kardiale Spätschäden nach COVID-19-Erkrankung auftreten, können wir erst beurteilen, wenn wir tatsächlich langfristige Messungen der Herzfunktion, Herzstruktur oder Beobachtung harter Endpunkte wie kardiovaskulärer Tod, Auftreten von Herzinsuffizienz o. ä. erfasst haben. Dennoch gibt es deutliche Hinweise auf eine ernstzunehmende Herzbeteiligung. Akute Phase Während der akuten Phase kommt es sowohl durch die Invasion des Virus als auch durch die Konsequenzen der Erkrankung wie Fieber, Hypoxie und Cytokin-Freisetzung zu verschiedenen kardialen Manifestationen, wie akute Koronarsyndrome, Gefäßverschlüsse oder schwere Myokarditiden [1, 2]. Dabei ist die Prävalenz bei hospitalisierten COVID-19-Patienten recht hoch: 6

Bei 20−28 % der Patienten wurde ein Troponinanstieg gemessen [3, 4, 5], bei 58 % einer kleinen Gruppe von 26 hospitalisierten Patienten wurde in einem poststationären MRT Ödem, Narbe, diffuse Fibrose oder eine Reduktion der Ventrikelfunktion nachgewiesen [6]. Eine Analyse von 1.216 Echokardiographien stationärer Patienten zeigte in 55 % Veränderungen (46 % bei Patienten ohne kardiale Vorerkrankungen) [7]. Allerdings stammen diese Daten von selektierten Patienten, z. B. mit Indikation zur Bildgebung. Rekonvaleszente Phase Eine deutlich größere Gruppe von Patienten ist jedoch eher in den Wochen und Monaten nach der Infektion als in der Akutphase von kardialen Manifestationen betroffen. In der bisher größten Studie mit Patienten, die nicht nach Symptomatologie oder Schweregrad des Krankheitsverlaufs vor ausgewählt wurden [8], wurden 100 Patienten (Durchschnittsalter 49 Jahre) 71 (64−92) Tage nach einer COVID- 19-Infektion mit CMR untersucht. 33 Patienten wurden zuvor hospitalisiert, 18 Patienten waren asymptomatisch. Bei 78 Patienten wurden kardiovaskuläre Veränderungen beobachtet (Tabelle 1). Um die Relevanz dieser Ergebnisse zu beurteilen, ist es wichtig, sowohl die Normalwerte als auch die um den Risikofaktor Alter/Geschlecht bereinigte Gruppe näher zu untersuchen. Die Normalwerte für die CMR-Parameter wurden zuvor mit den gleichen Techniken in einem Kollektiv von jungen und völlig gesunden Probanden ermittelt. Dies führt zu relativ engen und niedrigen Referenzintervallen. Aus diesem Grund wurden die Patienten nach COVID-19 mit zwei anderen Gruppen verglichen. Zum einen mit einem Kollektiv gleichen Alters und Geschlechts ohne frühere Herzerkrankungen (HC). Diese Gruppe wurde untersucht, um Prof. Dr. med. Eike Nagel eike.nagel@cardiac-imaging.org abzuschätzen, wie viele der beobachteten Veränderungen auf Risikofaktoren (Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie) oder frühere Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. bekannte koronare Herzkrankheit) zurückzuführen sind. Zweitens, eine alters-, geschlechts- und Risikofaktor-angepasste Gruppe (RF-matched). Da keine Daten vor und nach der Infektion mit COVID-19 vorliegen, kann diese Gruppe zur Abschätzung des Einflusses von COVID-19 auf die gemessenen Parameter herangezogen werden. Natürlich sind die Unterschiede zwischen COVID-19-Patienten und der RF-gematchten Gruppe weniger ausgeprägt als in der HC-Gruppe, denn diese Gruppe kann Veränderungen aufweisen, die bei jungen gesunden Menschen nicht beobachtet werden. Bei näherer Betrachtung zeigen sich jedoch wichtige Unterschiede, die am ehesten auf COVID zurückzuführen sind (Tabelle 1). Beispielsweise war bei 28 % mehr Menschen nach einer COVID-19-Infektion der T1-Wert um mehr als fünf Standardabweichungen erhöht im Vergleich zur RF-angepassten Gruppe. Dies deutet connexiplus 7

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